Mülheim. . Man könnte sie als Hilfspolizisten des Waldes bezeichnen – Jagdaufseher. Vor etwa drei Monaten musste Mülheims einziger Jagdaufseher aus gesundheitlichen Gründen den Schein abgeben. Seitdem sucht die Stadt nach jemandem, der die ehrenamtliche Aufgabe übernehmen möchte. Bislang ohne Erfolg.

Man könnte sie als Hilfspolizisten des Waldes bezeichnen – Jagdaufseher. Sie kümmern sich um die Hege und Pflege des Wildes, führen Jagdgäste durchs Revier oder geben Tipps beim Fang von kleineren Wildtieren wie Mardern, Tauben oder Kaninchen. Vor etwa drei Monaten musste Mülheims einziger Jagdaufseher aus gesundheitlichen Gründen den Schein abgeben. Seitdem sucht die Stadt nach jemandem, der die ehrenamtliche Aufgabe übernehmen möchte. Bislang ohne Erfolg.

Rudolf Müller hatte das Amt des Jagdaufsehers seit den Achtziger Jahren inne. Umso trauriger war man bei der Unteren Jagbehörde, als der ältere Herr vor einigen Monaten die Aufgabe aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. „Wir vermissen ihn sehr“, sagt Wolfgang Fischer, im Ordnungsamt zuständig für die Gefahrenabwehr und die Erteilung der Jagdscheine. Mit Müller verloren sie einen hoch engagierten Aufseher, der stets Ansprechpartner für die Stadt aber auch für die Bürger war. „Nun müssen wir einen neuen Nachfolger finden – das ist gar nicht so einfach“, sagt Fischer.

Ansprechpartner bei Problemen

Zu den Aufgaben eines Jagdaufsehers zähle zum Beispiel, verletzte Greifvögel einzufangen und in die Greifvogelstation zu bringen, die Reviere abzugehen, kaputte Zäune oder wildernde Hunde zu melden. „Ähnlich wie ein Landschaftswächter oder ein Hilfspolizist.“ Ein Jäger mit Erfahrung, aber mit weniger Befugnissen, der nur schießen darf, wenn er die Einverständniserklärung des Revierinhabers hat.

Vor allem sei er aber ein Ansprechpartner bei Problemen mit Wildtieren. „Er hat auch Privatleuten Tipps gegeben, wenn diese Probleme mit Wildtieren hatten und sie einfangen wollten ohne sie zu verletzen“, weiß Fischer. Dies bedeute vor allem den Einsatz an den Wochenenden und oft auch nachts erreichbar zu sein. „Eine Entlohnung gibt es dafür nicht.“

650 Jäger in Mülheim

Dabei gibt es in der Stadt rund 650 Jäger, die in zehn Revieren und vier Eigenjagdrevieren auf die Pirsch gehen. „Wir werden das Thema in der nächsten Jagdgenossenschaftsversammlung ansprechen und fragen, wer bereit wäre, das Amt zu übernehmen“, sagt Fischer.

Doch um als Jagdaufseher arbeiten zu dürfen, müssen Jäger Erfahrung mitbringen, mindestens drei Jahre einen Jagdschein besitzen, ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen und ein Seminar besuchen, bei dem sie vor allem Rechtskunde lernen. Am Ende wird eine Prüfung abgelegt, der Jagdaufseher von der Stadt vereidigt – als Hilfsorgan der Unteren Jagdbehörde. „Jagdaufseher bekommen einen Ausweis und ein Abzeichen, das sie sichtbar tragen müssen.“

Keine Nachwuchssorgen

Viel Zeit, viel Verantwortung, kaum Entlohnung. Sind das die Gründe, warum keiner nachfolgen möchte? „Nachwuchssorgen haben wir jedenfalls keine“, sagt Forstwirt Gerhard Klesen, der seit 25 Jahren als Jungjägerausbilder arbeitet und als Teamleiter West des Regionalverbands Ruhr (RVR) auch für den Auberg zuständig ist. Erklären kann er sich das mangelnde Interesse kaum.

Jährlich bilde er 15 bis 20 junge Leute aus, ein bis zwei von ihnen bleiben meist als Jagdhelfer im Einsatz. „Das sind Ehrenamtliche, die bei Viehjagden helfen, die Hochsitze in Stand halten oder andere Pflegeaufgaben im Revier übernehmen – ähnlich wie Jagdaufseher.“ Am Auberg seien jedoch keine Helfer im Einsatz, dafür sei das Gebiet zu klein. Klesen: „Wir rechnen bei ca. 400 Hektar mit einem Jagdhelfer.“