Mülheim. .
Alles sprießt. Der ergiebige Regen lässt die Vegetation explodieren. Das ist nicht immer schön, wenn man nun öfter als sonst Hand anlegen muss an Rasen, Beeten oder auch da, wo Pflanzen eher störend sind, etwa im Straßenverkehr. Leser haben sich über zugewachsene Schilder an der Mintarder Straße und an der Unteren Saarlandstraße beklagt. Zu Recht, wie die Stadt einräumt, die schnell Abhilfe schaffen will.
Die Autobahnmeisterei
„Der massive Regen hat das Wachstum verstärkt“, so Hans-Jürgen Busche, der als Leiter der Autobahnmeisterei Duisburg auch für die Mülheimer Autobahnkilometer zuständig ist. Normalerweise wird das Grün an den Autobahnrändern zweimal im Jahr, im Frühjahr und dann noch mal im Herbst, geschnitten. Doch der Grundschnitt vom Frühjahr wird in diesem Jahr nicht ausreichen. „Der Regen hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.“
Der Bauer
„So viel Wasser im Juli kann der Landwirt nicht gebrauchen“, erklärt Hermann Terjung, der Vorsitzende der Ortsbauernschaft. Er spricht sogar von einer „mittelschweren Katastrophe“. Denn der Boden habe ja noch genug Wasser, um etwa den Weizen bis zur Erntezeit Ende Juli zu versorgen. Die Gerste sei seit Anfang Juli reif, doch sei es momentan zu nass zum Dreschen. Wenn der Halm die nasse, schwere Ähre nicht mehr tragen kann, fällt das Getreide um. Es trocknet dann auf dem Feld nicht mehr so gut und lässt sich schlechter dreschen.
Sollte das unbeständige Wetter bleiben und auch noch die Ruhr über die Ufer treten, könne man den Wiesenschnitt vergessen: „Das Heu ist dann nicht mehr zu verwerten.“
Die Stadt
Die Stadt beschäftigt keine eigenen Kräfte mehr, um städtisches Grün kurz zu halten, erklärt Sprecher Volker Wiebels. wobei das vor allem für die Grünanlagen gilt. „Diese Arbeiten werden über jährliche Ausschreibungen an Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen vergeben.“
Das Budget könne nicht erhöht werden. Nur durch geschicktes Management habe die Stadt Gestaltungsmöglichkeiten. Wenn etwa bei einem trockenen Sommer ein Rasenschnitt gespart werde, „können wir dafür was anderes machen, zum Beispiel eine Bank erneuern“. Doch schon jetzt sei absehbar: „Das wird in diesem Jahr nicht möglich sein.“
Anders sieht es aus, wenn Ampeln oder Verkehrszeichen vom so genannten „Straßenbegleitgrün“ zugewuchert sind, die Verkehrssicherheit möglicherweise gefährdet ist. Dafür und für den Baumschnitt sind städtische Mitarbeiter des Bauhofs zuständig. „Melden Sie dem Bürgeramt zugewachsene Schilder unter 455-1644“, bittet Wiebels die Bürger. „Wir können nicht überall sein und kontrollieren.“
Der Kleingärtner
„Derzeit wächst alles sehr üppig – und am allerbesten wächst das Unkraut, also alles das, was man rausziehen muss“, schmunzelt Horst Steinmann. Auch der Rasen sprießt, was das Zeug hält, aber durch die nassen Halme schafft es der Mäher nur schwer. Und vielen Pflanzen schadet der Regen sogar – etwa den Rosen.
„Die lassen die Köpfe hängen, ihre Blüten werden braun“, so Steinmann, der Schriftführer beim Kreisverband der Mülheimer Kleingärtner ist. Die Gemüsebeete vertragen die üppigen Güsse nicht gut: Auch, wenn die Erde aufgeharkt sei, drückt das Wasser den Boden platt „und schwemmt so einiges mit weg“.