Mülheim. .

Zimmer mit Frühstück oder eine Ferienwohnung – es gibt viele Gäste, die sich länger als eine Nacht in der Stadt aufhalten und dann die Übernachtung bei einem privaten Vermieter einem Hotel vorziehen.

Inzwischen gibt es 53 Anbieter solcher Unterkünfte in Mülheim – vom einfachen „Bed and Breakfast“ bis zur geräumigen Ferienwohnung mit komplett eingerichteter Küche. Der Bedarf ist da, sagt die Touristikerin Angela Christians von der MST (Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus). Und vor allem bei den 19 klassifizierten Anbietern sei die Auslastung gut.

In fast allen Stadtteilen

Ferienwohnungen und Privatzimmer gibt es in fast allen Stadtteilen, nur in der City dominieren die Hotels. Eine neue Anbieterin ist Rosemarie Stechel in Styrum. Im obersten Stockwerk ihres Vierfamilienhauses an der Oberhausener Straße hat sie zusammen mit ihrem Ziehenkel Clement ein geräumiges Schmuckstück auf 82 qm für Gäste eingerichtet. Frau Stechel wollte nicht mehr langfristig vermieten, und der Enkel hatte eine gute Idee: „Die Eltern von einem Jungen aus meiner Klasse haben auch eine Ferienwohnung“, erzählt der (demnächst) 16-jährige Gymnasiast.

Und die Oma ließ sich schnell überzeugen. Gemeinsam richteten die beiden Wohn- und Schlafzimmer mit neuen Möbeln modern, hell und liebevoll ein. Es gibt Blumen und Bilder, eine geräumige, neue Küche, ein bis zum Bademantel ausgestattetes Bad, einen Balkon mit Blick in den grünen Garten. Und sogar einen eigenen Parkplatz – obwohl die Straßenbahnlinie 112 direkt vor der Haustür hält. All das war der MST vier von fünf möglichen Sternen wert.

Kurztrip oder verlängertes Wochenende

Fünf Gäste hatte Frau Stechel seit Mai, morgen kommen die nächsten. Messebesucher waren darunter, auch Handwerker, die in Mülheim Arbeit hatten. 65 Euro nimmt sie für die Wohnungsbelegung mit zwei Personen, so drei, vier Tage bleiben die meisten.

Auch Rosemarie Stechel wäre daran interessiert, ihre Wohnung längerfristig zu vermieten. Das wird jetzt schon vielfach genutzt, weiß Angela Christians. Mitarbeiter, die an einem Projekt zwei, drei Monate arbeiten, benötigen für diese Zeit auch ein Dach über dem Kopf. Und manchem ist so ein „Zuhause auf Zeit“ angenehmer als ein Hotelzimmer. „Es gibt aber auch echte Urlauber in der Stadt“, sagt Angela Christians, die einen Überblick über die Art des Aufenthalts hat. „Das sind Leute, die die Metropole Ruhr von Mülheim aus angehen wollen, und die bleiben auch meist so sieben bis zehn Tage.“ Typischer sei aber der Kurztrip, das verlängerte Wochenende.

Klassifizierung für drei Jahre

Vielen Anbietern ging es wie Rosemarie Stechel, sie wollten sich nicht mehr langfristig an einen Mieter binden. Eine Familie, berichtet MST-Frau Christians, habe sogar das ganze Mehrfamilienhaus zu Ferienwohnungen umgebaut.

Wer sich auch mit dem Gedanken trägt, kann bei der MST eine Grundberatung bekommen und jede Menge Infomaterial. Die Klassifizierung, die Vergabe der „Sterne“, ist in Mülheim freiwillig und erfolgt nach den Standards des Deutschen Tourismusverbands (DTV), erklärt Angela Christians. Auch darauf kann man sich vorbereiten. „Viele Punkte gibt es für eine große Wohnung und eine hochwertige Ausstattung“, sagt sie. Außerdem gelte: „Viele Extras geben viele Punkte.“ Die Mülheimer Vermieter seien alle sehr serviceorientiert: Wer als Gast erst spät anreisen kann, muss nicht in einen leeren Kühlschrank gucken. Und ein „Brötchenservice“ ist sowieso vielfach selbstverständlich, weiß Christians.

Die (freiwillige) Klassifizierung kostet pro Objekt 85 Euro (ohne MWS). Kosten entstehen etwa durch die Lizenzgebühren für den DTV, aber die Klassifizierung gilt drei Jahre. Wer ins jährliche Unterkunftsverzeichnis und die Internetpräsenz aufgenommen werden möchte, zahlt zusammen 60 € im Jahr. Apropos Internet: Da kennt sich die Oma nicht so gut mit aus: Frau Stechel überlässt die Internetanfragen ihrem Enkel Clement, der sich sorgfältig darum kümmert.