Mülheim. .

Christel Schlich ist mit ihrer Bekannten zur Führung ins Technische Rathaus gekommen und sagt gut gelaunt: „Wir beide sind einfach neugierig darauf, was uns erwartet.“ Die Neugierde dürfte sich für sie gelohnt haben: Zum Schluss des Rundganges gibt es einem Einblick in die staubigen Akten ihres Zechenhauses von 1898.

Klaus Beisiegel, Referent des Bau- und Planungsdezernates, kramt die Akte aus der zweiten Reihe eines riesigen Archivschrank hervorzieht. Die WAZ-Leser haben sich zum zweiten „WAZ öffnet Pforten“-Termin am Haupteingang des Hochhauses hinter dem Forum getroffen. Keiner von ihnen der Besucher ist vorher schon im Technischen Rathaus gewesen, alle sind gespannt auf die Eindrücke und natürlich die Aussicht von oben. Eine Teilnehmerin gibt zu: „Ich kenne die Wohnungen von früher und wollte wissen, wie die Etagen heute aussehen.“

Reger Betrieb in der Halle

Es herrscht reger Betrieb in der Halle, viele der 420 Mitarbeiter stempeln aus, es ist Feierabendzeit. Wenn es um technische -, Immobilien- und Umwelt-Belange ginge, sei der Mülheimer im Technischen Rathaus am Hans-Böckler-Platz-5 an der richtigen Adresse, erläutert Beisiegel.

Der sachkundige Referent weist stolz auf die Klimaschutz-Urkunde an der Wand hin, die der Stadt im Jahr 2009 für das innovative und erfolgreiche Klimakonzept des Hauses von der Bundesregierung verliehen wurde: Dämmung, Energiesparfenster, Photovoltaikanlagen, ein energiefreundliches Blockheizkraftwerk und in Kürze auch zwei kleine Windräder auf dem Dach tragen zu enormer Energie- und Kohlendioxid-Einsparung bei, „und wir drehen ständig an der Schraube, um unseren Verbrauch noch weiter zu senken“, sagt der Experte und Autor der Broschüre „Vom Wohnblock der 60er Jahre zum Technischen Rathaus“.

Auf Luftbildern die Entwicklung seit den 50er Jahren beobachten

Das Stadtbild-prägende Hochhaus wurde eigens für die Stadt von der SWB umgebaut und kernsaniert. Durch die Stahlbeton-Bauweise der 70er Jahren sind alle Wände tragend, der „Chef arbeitet zum Beispiel im ehemaligen Wohnzimmer“. So musste die Grundriss-Struktur der ehemaligen Wohnungen und Apartments vollständig erhalten bleiben.

Klaus Beisiegel zeigt seinen Besuchern das Gebäude von der Chefetage bis zum Aktenkeller. Wer in Bauangelegenheiten oder mit Umweltfragen kommt, Privatleute wie Planer und Architekten, geht direkt zum Eingang „ServiceCenter-Bauen“. Dort präsentiert Beisiegel am Bildschirm die Möglichkeiten, das eigene Grundstück einzusehen. Eine Teilnehmerin nennt ihre Saarner Adresse, und schon können alle anhand der jährlich angekauften Luftbilder sehen, wie sich das Grundstück seit den 50er Jahren von der Ackerfläche zum Wohngebiet entwickelt hat.

Spektakulärer Ausblick aus dem 20. Stock

Dann nimmt die Gruppe den direkten Weg mit dem Aufzug nach oben und begrüßt im 60 Meter hohen, 20. Stockwerk den Chef des Hauses, den Beigeordneten Peter Vermeulen. Den spektakulären Ausblick genießen alle – wegen des Regens lieber von drinnen. „An klaren Tagen können wir bis zur Staatskanzlei in Düsseldorf und bis zum Kraftwerk nach Voerde sehen“, sagt Beisiegel, nach fünf Jahren immer noch begeistert.

Volker Flecht, der mit seiner Frau Gabriele gekommen ist, entdeckt seine ehemalige Arbeitsstätte, den Hochofen in Duisburg, am dunstigen Horizont. „Wir freuen uns sehr über die Gelegenheit, Mülheim über diese Führungen noch so intensiv kennen zu lernen“, bekennt der begeisterte Fotograf – und möchte bei schönem Wetter für eine Aufnahme wieder kommen.