Mülheim. .

Noch herrscht organisiertes Chaos im Haus Ruhrnatur. Schilder und die eigene Nase warnen vor frisch gestrichenen Türen, eine Leiter steht in der Gegend herum, Schreiner legen letzte Hand an Regale. Der Frühjahrsputz im denkmalgeschützten Haus hat einen praktischen Hintergrund.

Am 17. April öffnet das Museum seine Pforten wieder für große und kleine Besucher. Was acht Monate gedauert hat, wird nun gut. Die gesamte Ausstellung wurde überarbeitet, zusätzlich ein komplett neuer Bereich eingerichtet: Regenerative Energien, heißt das Stichwort. In der Schule bringt die Physik hinter Sonnen-, Wind- und Wasserkraft Jugendliche ins Schwimmen — hier können sie sich mit dem Thema warm tüfteln. Zusammengehalten und in die bestehende Ausstellung integriert wird der neue Bereich durch den „roten Faden des Hauses“, wie Andreas Macat die Bionik nennt. Der Leiter der Museen der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) stellt eine Frage, die das Haus Ruhrnatur in Zukunft beantworten will: „An welcher Stelle können wir Dinge von der Natur lernen?“

Überall, geht dem Besucher beim Gang durch den neuen Ausstellungsbereich durch den Kopf. In einer Art überdimensionierter Badewanne schwimmen Modelle von Haien, Delphinen und Booten um die Wette. Pinguine wurden von der Natur besonders aquadynamisch designt, erklärt Christa Schragmann, stellvertretende Leiterin der RWW-Museen. Deshalb dienen sie als Vorbild für U-Boote. „Die Natur hat ein sehr großes Potenzial, etwas zu zeigen. Wir haben es nur noch nicht ausgeschöpft“, beschreibt sie den Ansatz der Bionik.

Am Solarmodell gegenüber werden per Hebel die Jahreszeiten gewechselt, auf Knopfdruck scheint die Sonne aus strahlend blauem Himmel oder durch dicke graue Wolken. Messgeräte zeigen an, wieviel Strom gerade produziert wird. Hinter der Anlage können Besucher selber einfache Solarzellen basteln — oder darüber staunen, wie effektiv Eisbären die Energie der größten Glühbirne des Sonnensystems nutzen. Hier und an allen anderen Stationen gibt es Wissenschaft zum Eintauchen: buchstäblich zum Beispiel bei den Wasserfarnen, deren Blätter selbst im nassen Element trocken bleiben. „Die Kinder sagen: ,Ich will hier nicht weg’“, erzählt Schragmann stolz von ersten Testern.

Ein paar Schritte weiter bläst den Museums-Entdeckern Wind ins Gesicht — so stark, dass die Haare fliegen wie an der Nordsee. Der hausgemachte Mini-Orkan ist Handarbeit: Per Kurbel wird ein Windrad angetrieben. Hinter einer Trennwand können Nachwuchs-Ingenieure ausprobieren, ob es ihnen gelingt, ein besseres Modell zu entwerfen. Auch der Frage, was ein Buckelwal mit Windkraft zu tun hat, wird auf den Grund gegangen.

Im Zuge des Umbaus wurde das bis dahin als Wohnung genutzte zweite Obergeschoss für das Museum erschlossen, so dass sich die Ausstellungsfläche vergrößert hat. Auch der Unterrichtsraum ist jetzt doppelt so groß wie vorher. „Wir haben jetzt viel bessere Möglichkeiten, mit Schulklassen zu arbeiten“, freut sich Macat. Auch wenn das Museum, was Exkursionen angeht, bis zu den Sommerferien ausgebucht ist.