Mülheim.

Ursula und Bernhard Haake schlagen schweren Herzens eine neue Seite in ihrem ehrenamtlichen Leben auf. Denn das rührige Ehepaar, das sich mit der „Schmökerstube“ für die Stadtbibliothek engagiert, muss aus den Räumen des CBE an der Wallstraße 7 raus. Aber damit ist nicht Schluss, sondern es geht weiter am Kurt-Schumacher-Platz.

Dort soll das Antiquariat mit hochwertigen Büchern aus zweiter Hand in das Büro der Mülheimer Seniorendienste einziehen und sich die Räumlichkeiten von rund 60 qm teilen. „Vormittags bleiben sie der Seniorenberatung vorbehalten, nachmittags für die Schmökerstube“, sagt Bernhard Haake, Vorsitzender des Freundeskreises der Stadtbibliothek: „Das ist eine klare Trennung.“ Ob das praktisch ist, wenn einer, der in der Beratungsstelle auf ein Buch aufmerksam wird und dann darauf verwiesen wird, dass er nachmittags wiederkommen soll, bleibt fraglich.

"Ohne Kompromisse geht es nicht"

Ursula Haake blickt skeptisch auf die vielen Regale mit den tausenden Büchern, die peu a peu in die neue Wohngemeinschaft am Kurt-Schumacher-Platz gepackt werden müssen – nach der Sommerpause im August. „Ohne Kompromisse geht es nicht“, sagen die Haakes und ringen dem neuen Standort eine positive Seite ab: „So schade wie es ist, dass wir jetzt hier raus müssen. Aber die neue Stelle ist viel exponierter in der Stadt, da ist viel mehr Leben“, sagen sie und sehen eine Chance, dass das Ladenlokal im Ärztehaus neben dem Eiscafé die gute Sache noch lebhafter beflügelt. Und so überlegt man, die Öffnungszeiten zu erweitern.

Ein Kompromiss, den die beiden Bücherfreunde und ihr ehrenamtliches Team aus 24 Mitstreitern, schlucken mussten. Lange und erfolglos haben sie auf eigene Faust gesucht. Die Aufgabe der Schmökerstube hängt damit zusammen, „dass die Förderung der Stinnes-Stiftung ausgelaufen ist“, sagt Michael Schüring, Geschäftsführer vom Centrum für Bürgerschaftliches Engagement. Man habe an der Wallstraße einen sehr hohen Anteil für Miete und Nebenkosten aufbringen müssen, „das kann das CBE aus eigenen Mitteln gar nicht tragen“.

Leseförderung auch am neuen Standort möglich

Also habe man nach Möglichkeiten gesucht, um die Kosten zu reduzieren, und sei so auf die Unterbringung im Büro der Seniorendienste gestoßen. Zudem sei festgezurrt, so Schüring, dass die Leseförderung vom CBE in der Schmökerstube „am neuen Standort gemacht werden kann“.

Trotz der Förderung aus den Stiftungsmitteln wurde die Miete für das Antiquariat anteilmäßig gezahlt, „haben wir schon die Hälfte unserer Erlöses, 500 €, monatlich für Miete abgeführt“, sagen die Haakes. Noch mehr gehe nicht. Der andere Teil, sowie Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen und Büchertrödel kommen der Stadtbibliothek zugute. Seit 2009 „können wir der Stadtbibliothek jährlich 10.000 € zur Verfügung stellen“.

Sie waren froh, vor fünf Jahren mit der „Schmökerstube“ endlich einen festen Standort zu haben und die Bücher nicht mehr nur auf Trödelmärkten und Festen verkaufen zu müssen. Der Schock war groß, als man im Oktober erfahren habe, dass die Finanzierung auslaufe. Unsicherheit und Nervenkrieg fingen an. „Wir sind durch die Stadt gelaufen, haben nach Leerständen geguckt und Telefonnummern aufgeschrieben.“ Doch letztendlich habe man die Erfahrung machen müssen, „dass die Besitzer ihre Häuser lieber leer stehen lassen, als sie an soziale Projekte zu vermieten“. Der „Einzige, der uns dann geholfen hat, war Kulturbetriebsleiter Frank Baudy“.