Mülheim. .
Not macht erfinderisch, wie es so schön heißt. Und kreativ. Neben kosmetischen Effekten, die nackte Beton-Fassade des ehemaligen Kaufhof-Parkhauses zu verhüllen, hatten die großformatigen Fotos von Harald Hoffmann künstlerische Strahlkraft und erwiesen sich als echter Hingucker.
Das Gesamtkunstwerk mit dem Konterfei von mehr oder weniger bekannten Mülheimern wie Theaterchef Roberto Ciulli, Autor Jörg Juretzka, Wissenschaftlerinnen, Sängerin Eva Kurowski oder den Museums-Mitarbeiterinnen Anja Bauer und Nadja Ismail ist jetzt endgültig verschwunden. Vom Winde verweht. Schon in der Vergangenheit einige Male beschädigt und immer wieder repariert, hat’s die Fotofolie jetzt endgültig zerrissen. „Wegen Sturmschäden“, erläutert Immobilien-Besitzer Jochen Hoffmeister, „mussten alle Fotos runter.“ Was er auch sehr schade finde, aber so sei es nun mal.
„Wir müssen abwarten, was die Zukunft bringt.“
Die Folie mit den großformatigen meterhohen Fotos verhüllte auf 1400 Quadratmetern das stillgelegte Parkhaus. Mit dem Kunstwerk ist nun ein Blickfang verschwunden, der die Innenstadt aufgewertet hat. Nun prägt wieder grauer Beton mit seiner kahlen Tristesse das Bild an der Kreuzung Leineweber-/Schollenstraße. Mit einem Ersatz ist an dieser Stelle nicht zu rechnen. Passieren wird dort „gar nix“, so Hoffmeister: „Wir müssen abwarten, was die Zukunft bringt.“ Sprich, was aus dem Kaufhof wird. Wie berichtet, ist Hoffmann noch dabei, den Gebäudekomplex zu vermarkten.
Zum Stadtjubiläum 2008 hatte der renommierte Mülheimer Fotograf Harald Hoffmann 25 Mülheimer porträtiert. Daraus entstand eine Fotofolie, die mit 160 Stahlträgern an den Wänden des Parkhauses festgemacht wurde. Finanziell gestemmt wurde das sechsstellige Projekt damals von Sponsoren.
Kritik gab es häufiger mal am lieblosen Umgang mit dem Werk und dessen unzulängliche Vermarktung. Geplant war zunächst eine temporäre Installation über zwei Jahre. Die Zeit hat das Kunstwerk mal mehr oder weniger gut in Schuss überdauert. Nach dreieinhalb Jahren ist es nun ganz verschwunden – ohne großen Gegenwind aus kreativen und politischen Kreisen.