Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld und Chef-Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier werden nicht müde zu betonen: Mülheim braucht mehr - und deshalb neue Flächen für Gewerbe. Da fragen die Grünen: Warum ist es dann so leise geworden um den Büro- und Gewerbepark am Flughafen?

Mehr Gewerbegebiete für Mülheim – Wirtschaftsförderer und Stadtspitze werden nicht müde in ihrer Forderung nach Ausweisung neuer Gewerbeflächen. Allein um wachstumsorientierte Firmen am Ort halten zu können, sei deutlich mehr Flächenvorrat als vorhanden nötig. Und was tut die Stadt, um den interkommunalen Gewerbepark am Flughafen endlich mal in die Vermarktung zu bringen? Diese Frage stellte unlängst die Ratsfraktion der Grünen in den politischen und öffentlichen Raum. Doch Stadt und Wirtschaftsförderung wollen derzeit keine Antworten geben. Beim Partner in Essen ist man da etwas redseliger: Das Projekt leidet unter der Flughafen-Debatte. Es hakt.

Auf Expo Real ausgespart

Auf der Münchener Immobilienmesse Expo Real wurde das Gewerbegebiet im Herbst 2009 nicht mal mehr präsentiert. Es stehe die Suche nach Nutzern im Vordergrund, hieß es seinerzeit. Vielleicht war es eher die Erkenntnis, dass es aufgrund des Hickhacks um die Flughafennutzung und die Ausrichtung bei der Vermarktung des 6,3 ha großen Areals an der Brunshofstraße wenig Sinn machte, intensiven Kontakt zu potenziellen Investoren zu suchen, wenn man ihnen nicht mal sagen konnte, was für ein Gewerbe dort Platz finden könnte.

Spekulation. „Durch die Diskussion um flugaffines Gewerbe, auch durch die Kommunalwahlen hat sich das Ganze verzögert“, räumt Andreas Hill ein. Er ist bei der Essener Wirtschaftsförderung für Standort-Entwicklung und Grundstücksvermarktung zuständig. „Das Gezeter um den Flughafen führt nicht dazu, dass der Standort besser wird.“ Freilich: Dies sei eine politische Diskussion, „wir sind angetreten, um zu vermarkten“.

Jürgen Schnitzmeier, Chef von Mülheim & Business, hatte noch kurz nach den Kommunalwahlen erwartet, dass Ratsbeschlüsse in Essen und Mülheim für die Vertragsausgestaltung zum gemeinsamen Projekt Ende 2009 getroffen würden; geschehen ist bislang nichts. Weiter offen ist etwa die Frage, wie die Städte später die Gewerbesteuern aufteilen. Vor allem aber, weil vordringlich: Wie wird vermarktet? Wer zahlt wie viel für die Erschließung des Gebietes?

Schnitzmeier, auch Stadtsprecher Volker Wiebels ließen WAZ-Anfragen zum Sachstand abblitzen. Seitdem es die Anfrage der Grünen für den Planungsausschuss am 9. März gebe, gelte: Erstinformationsrecht für die Politik. Die Öffentlichkeit soll also außen vor bleiben.

Essens Wirtschaftsförderer Hill sagt immerhin, dass „man jetzt wirklich damit beginnt, in medias res zu gehen“, um den rechtskräftigen Bebauungsplan mit Leben zu füllen. Auf einen „definitiven Zeitplan“, wann man in die Vermarktung einsteigen könnte, mochte er sich indes nicht festlegen. Zu unsicher scheint ihm womöglich, wann die Planungsdezernate beider Städte eine Schüppe zulegen.

Grünen-Fraktionssprecher Thomas Behrendt formulierte es noch in der Anfrage zur nächsten Sitzung des Planungsausschusses: „Um das einst hoch gehandelte Thema ,Interkommunales Gewerbegebiet’ an der Brunshofstraße wurde es in den letzten Monaten sehr, sehr ruhig . . .“