Mülheim. .

Herzlich willkommen in der Fußball-Arena am Wasserbahnhof. Am Samstag hat das EM-Spektakel in Polen und in der Ukraine für die deutschen Fans so richtig begonnen. Auch in Mülheim. Mario Gomez ließ die Stimmung in Franky’s Biergarten überschwappen, als er den Ball in der 72. Minute ins Tor köpfte. Public Viewing ist hier – besonders wenn die Deutschen spielen – ein echtes Erlebnis. Vor allem an Tagen wie diesen.

17.30 Uhr. Der Countdown läuft – naja, zumindest für das erste Samstagspiel zwischen den Niederlanden und Dänemark. Der Kampf um die Plätze im Biergarten hat bereits begonnen. „Hier kommen noch welche“, heißt es gerne an den Tischen. Schwarz-Rot-Gold ist überall vertreten. Wer ohne Fahne, gefärbte Haare, Hut, Schal, Schweißband, Deutschland-Trikot oder Hawaiikette erscheint, fällt auf. Auffällig sind auch die zwei Fähnchen im Haar der Bedienung, die ununterbrochen kühle Getränke serviert. Ein Fan hat davon offenbar schon ein paar genossen. Mit rotem Gesicht grölt er Fußball-Lieder. Ob er noch eine Stimme hat, wenn Manu, Mario, Poldi und Schweini auflaufen? Manche finden es peinlich, manche lachen. An Tagen wie diesen . . .

18.01 Uhr. Der Ball läuft. Trotz der Sonne ist die Bildqualität gut, die Ahornblätter helfen. Die Niederländer drängen auf den frühen Führungstreffer. Zwei holländische Fans sitzen in Sichtweite. Frikandel gibt es nicht für sie. Am Grill werden Bratwurst, Currywurst und Holzfällersteak zubereitet.

18.07 Uhr. Huntelaar wird eingeblendet. „Hun – te – laaar“ – Schalker sind in weiten Teilen des Ruhrgebiets beliebt.


18.23 Uhr. Tooor für Dänemark. Wenn es gegen die Holländer geht, dann haben die Dänen in Mülheim plötzlich ganz viele Fans.

18.35 Uhr. Der Pfostenschuss von Arjen Robben wird mit hämischem Beifall bedacht. Bayern-Spieler sind eben in weiten Teilen des Ruhrgebiets nicht so beliebt.

19.16 Uhr. Gespräch bei der Suche nach einer Sitzgelegenheit. Sie: „Dat kannste vergessen!“ Er: „Wat nu?“ Sie: „Ja, weiß ich auch nicht.“ Deutschland spielt erst in knapp 90 Minuten. Es ist voll.

19.49 Uhr. Entgeisterte Gesichter bei den Niederländern. Der Vize-Weltmeister hat verloren, die Fußballfans im Biergarten finden es lustig.

20.15 Uhr. Jetzt geht wirklich gar nichts mehr. Ausverkauft! Auch die Stehplätze sind vergeben. Kommentar bei der Platzsuche: „Das kannste knicken!“ Beim nächsten Mal bitte früher kommen!


20.40 Uhr. Die Nationalhymne. Fast alle, die vorher gesessen haben, stehen – und viele singen mit.

20.45 Uhr. Auf geht’s! Die Portugiesen stoßen an. Der Lärmpegel ist schon ordentlich.

20.54 Uhr. Eine Nachbarin hat auf der Wange „Gold-Rot-Schwarz“ aufgelegt. Es kommt vielleicht auf den Blickwinkel an . . .

21.12 Uhr. Im deutschen Angriff geht nicht viel. Vorne links meldet sich ein Stimmungsmacher. „Auf geht’s, Deutschland, schieß ein Tor, schieß ein Tooor, schieß ein Tohoooor . . .“

21.33 Uhr. Kollektives Aufjaulen. Die Portugiesen treffen die Unterkante der Latte, der Ball ist nicht hinter der Torlinie. Glück gehabt!

21.43 Uhr. In der Halbzeitpause. „Deutschland gewinnt mit 1:0. Die Stimmung war hier schon mal besser. Aber wir kommen wieder. Auf jeden Fall“, sagt Sarah Polnar (20).

22.14 Uhr. Endlich. Klose macht sich bereit für den Wechsel. Er wird für Gomez kommen. Das wird aber auch Zeit.

22.15 Uhr. Huch! Super-Marioooo köpft den Ball zum 1:0 in der 72. Minute ins Netz. Der Wasserbahnhof bebt. Alle liegen sich in den Armen und schreien ihre Freude heraus. Jetzt herrscht Arena-Atmosphäre. Der Gomez . . . war doch klar!

22.23 Uhr. Gomez wird ausgewechselt. Jubel! An Tagen wie diesen sind sogar Bayern-Spieler im Ruhrgebiet beliebt.

22.36 Uhr. Hinten rechts im Biergarten sitzt einer im Fortuna-Trikot. Hoffentlich rennt er nicht zu früh aufs Feld.

22.38 Uhr. Abpfiff! Ohrenbetäubender Lärm. Die Stimmung ist grandios. 1:0 für Deutschland. Sarah lag mit ihrem 1:0-Tipp zur Pause goldrichtig!

22.39 Uhr. Aus den Lautsprechern dröhnt zum kollektiven Jubel „An Tagen wie diesen . . .“