Prof. Ursula Funke, die in Mülheim den Leitbild-Prozess moderiert, staunt über einen Wert besonders: 90 Prozent der Mülheimer leben gern in ihrer Stadt, 59 Prozent sogar sehr gern. „Das ist für eine Großstadt ein herausragendes Ergebnis“, sagt die Professorin, die bisher 30 Städte bei der Suche nach Zielen und Leitbildern begleitet hat. Und noch ein Ergebnis der Befragung steche sehr positiv im Vergleich heraus: 81 Prozent finden Mülheim sympathisch.
Die Dr. Jung Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung aus Hamburg hatte in den vergangenen Tagen 1004 Personen in Mülheim telefonisch zu ihrer Stadt befragt und weitere 503 Personen in den umliegenden Städten. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für weitere Diskussionen mit Bürgern zu der Frage: Wo sollte die Stadt künftig ihre Schwerpunkte setzen?
Sportbegeistert und weltoffen
OB Dagmar Mühlenfeld fühlt sich von der Erhebung bestätigt. Bei der Frage: Welche Aufgaben sollte die OB als erstes anpacken? nannten 19 Prozent – und das ist der höchste Wert – Jugend, Familie, Bildung.
In den Augen vieler Bürger gilt Mülheim als sportbegeistert (72 vH), weltoffen (71 vH), bildungsorientiert (66 vH), fortschrittlich (61 vH). Weniger, als mancher erwartet hatte und es Rankings aussagen, dagegen als wirtschaftsstark (55 vH). Auch bei der Familien- (55 vH) und Kinderfreundlichkeit (47) schneidet die Stadt nicht gut ab.
Ruhrbania bei Bevölkerung eher unbeliebt
Die Freizeitmöglichkeiten werden am besten bewertet: 80 Prozent der Befragten bezeichnen sie als gut und besser. Sehr gut schneidet auch die persönliche Sicherheit ab: 77 Prozent bezeichnen diese als gut oder besser, was zur Kriminalitätsstatistik passt, wonach Mülheim eine der sichersten Großstädte ist. Sportangebote, Radwegenetze, Weiterbildungsmöglichkeiten sogar die Nahverkehrsangebote erzielen überdurchschnittlich gute Werte. Aber es hapert auch, deutlich sogar. Am schlechtesten wird die Innenstadt bewertet: 83 Prozent urteilen nur mittelmäßig oder schlecht über sie. Nicht viel besser schneiden die Einkaufsmöglichkeiten ab: Nur jeder Vierte kann ihnen etwas Gutes abgewinnen.
62 Prozent halten die Verkehrsführung zumindest für verbesserungswürdig. 20 Prozent sagen hier: Das Angebot ist schlecht. Nicht besser sieht es bei Ruhrbania und der Ruhrpromenade aus: Nur jeder Dritte vergibt hier gute Noten, 61 Prozent bewerten das große Stadtentwicklungsprojekt mit mittelmäßig oder schlecht, was die OB nicht beunruhigt: „Die Werte für die Müga waren zuerst auch nicht besser gewesen.“ Erstaunlich: In der Außenbewertung schneidet Ruhrbania deutlich besser ab.
Mülheim und Ruhrbania von oben
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Saarn schneidet besonders gut ab, Styrum eher schlecht
Eine eindeutige Profilschärfe, so die Wissenschaftlerin, ergebe sich für Mülheim nicht, auch das unterscheide die Stadt von anderen. Was fällt Ihnen spontan zu Mülheim ein? fragten die Sozialforscher. 81 Prozent haben positive Gedanken bei Mülheim – 31 Prozent von ihnen nennen Landschaft und Natur, 17 Prozent Kultur und Tourismus.
Sehr unterschiedlich werden die Stadtteile beurteilt: Saarn (92 vH), Speldorf (88 vH) sowie Menden (81 vH) schneiden top ab. Dagegen sagen 70 Prozent, dass sie keine großen Sympathien für Styrum hegen. Warum würden Sie zu Mülheim als Wohnsitz raten? Die Lebensverhältnisse sind einfach gut, sagt fast jeder Zweite und heraus sticht: Die Menschen dort sind freundlich. „Ein toller Wert“, sagt Prof. Funke. Nur noch die Karnevalshochburg Mainz schafft da mehr.
Mülheim(er) an der Ruhr
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Wirtschaft wird nicht als stark eingeschätzt
Aus Sicht der Bürger in umliegenden Städten und Kreisen gilt Mülheim als eine attraktive Stadt im Herzen des Ruhrgebietes (65 vH), die viel Atmosphäre und Flair besitzt. Sie wird als sympathisch, interessant und fortschrittlich eingestuft. Das sind Ergebnisse der telefonischen Befragung von 503 Bürgern durch die Dr. Jung Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung. Wie unter den Mülheimern, so fällt auch der Blick von außen in Sachen Familienfreundlichkeit nicht besonders gut aus: Nur 43 Prozent der auswärtigen Befragten halten Mülheim für eine familienfreundliche Stadt, unter den Jüngeren (bis 24 Jahre) sogar nur 28 Prozent. Von vielen ebenfalls nicht erwartet: Lediglich 36 Prozent verbinden mit Mülheim auch einen starken Wirtschaftsstandort.
An dem Bild müsse gearbeitet werden, meint Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier, zumal die Wirtschaftsfakten genau das Gegenteil aussagen: Da gilt Mülheim im Vergleich beim Wachstum der Wirtschaftsleistung als spitze.
16 Prozent der Befragten kennen Mülheim gar nicht
Freuen dürfen sich die Stadtplaner über die Bewertung von Ruhrbania, das – im Gegensatz zur rein Mülheimer Befragung – von außen betrachtet sehr gut abschneidet: 56 Prozent halten die Entwicklung der Ruhrpromenade für ausgezeichnet oder für (sehr) gut.
Kennen Sie überhaupt Mülheim?, war die Ausgangsfrage der Forscher, wobei es unauffällige Bewertungen gab: 70 Prozent waren mindestens schon einmal in der Stadt gewesen, zehn Prozent hatten wenigstens den Namen schon mal gehört. 16 Prozent gaben jedoch ehrlich zu: Mülheim – kenne ich nicht.
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