Mülheim. .

Jedes kleine Unternehmen habe heutzutage ein Leitbild, gibt Peter Beitz, Fraktionschef der FDP, zu bedenken und fordert, dass man sich endlich auch für den Großkonzern Stadt darüber Gedanken macht.

„Das Selbstverständnis der Stadt liegt völlig im Unklaren“, meint gar Lothar Reinhard, Fraktionschef der MBI. Vom Hauptausschuss wurde jetzt die Stadtverwaltung beauftragt, ein Konzept zum Leitbild in die Wege zu leiten.

Im Rathaus sieht man sich dazu nicht mehr in der Lage. Die personellen Kürzungen zeigen dort längst Wirkung, also soll ein externes Unternehmen sich am Leitbild versuchen. Der Stadtdirektor will Angebote einholen lassen. Billig wird die Leitbildsuche nicht. Die CDU fragte denn auch, ob Aufwand und Nutzen im Einklang stehen und gibt zu bedenken: „Haben wir zurzeit nicht wesentlich wichtigere Aufgaben zu erledigen?“, so Heiko Hendriks.

Mülheim trägt viele Titel und doch keinen so richtig

Auch Fraktionschef Wolfgang Michels meint: „Eine Stadt kann sich auch ohne Leitbild profilieren“, und er erinnerte daran, dass es ein solches schon gebe aus dem Jahr 2004: „Mülheim – die sportgerechte Stadt“. Doch das, kritisiert Reinhard, dürfte angesichts des aktuellen Streits um die Aufgabe von Sportplätzen für manche kaum noch gelten.

Kein Schnellschuss

Ein mögliches Leitbild, so sieht es der SPD-Vorsitzende Lothar Fink, muss nicht nur politisch, sondern auch gesellschaftlich breit diskutiert werden, denn es sollte am Ende von einer großen Mehrheit getragen werden. „Es muss von den Menschen gelebt und gefühlt werden. Also keine Schnellschüsse.“

Die familienfreundliche Stadt, die Wohnstadt, die Bildungsstadt, die Stadt am Fluss, die Stadt der Gründer – Mülheim trägt viele Titel und doch keinen so richtig, lautet die Kritik. Beim Leitbild gehe es um historische Entwicklungen und aktuelle Stärken. Wie kann sich eine Stadt damit von anderen abheben?

Aus dem von SPD/FDP geforderten Konzept soll hervorgehen, wie die Verwaltung den Prozess zur Entwicklung des Leitbildes steuert, wie der Prozess zu organisieren ist, welche Themen bearbeitet werden sollen, welche gesellschaftlichen Gruppen und Institutionen eingebunden werden und wie die Beteiligung der Bürger an der Ausgestaltung eines Leitbildes sichergestellt werden kann. Einig sind sich alle darin: Gibt es eines Tage ein Leitbild, müsse dies sich im Handeln der Stadt widerspiegeln. Ob das Leitbild kommt, wird letztlich vom Preis abhängen. Bei Kosten von mehreren hunderttausend Euro dürfte der Kämmerer protestieren. Und nicht nur er: Leitbilder sind freiwillig.