Mülheim.

Leitbild. Hört sich theoretisch an. Soll es aber nicht bleiben. Bis zum Ende des Jahres will sich die Stadt Mülheim mit einem neuen Leitbild schmücken. Dahinter stecken die Fragen: Wohin will die Stadt, was will sie sein, welche Prioritäten will sie zwischen Styrum und Mintard setzen, welche nicht mehr – und daraus ergibt sich: Wofür will sie ihr Geld ausgeben?

Ein Mammutprozess, bei dem die Bürger die Hauptrolle spielen sollen, „sie sagen in welche Richtung es geht“, betont Hanns-Peter Windfeder, Vorsitzender des Unternehmerverbandes Mülheim. „Bürger sagen oft, gegen was sie sind, hier geht darum, zu erklären, wofür man steht.“ Entstehen, so Windfeder, könnte so auch neue Streitkultur in der Stadt, die eine Hochburg der Bürgerinitiativen ist.

Mülheim als grüne Stadt

Warum ein neues Leitbild? Die Stadt kann nicht alles sein. Gerade weil die Mittel knapp sind, muss sie Prioritäten setzen. Und, eine Stadt, muss auch nach außen signalisieren, was sie ausmacht. Das wollen potenzielle Neubürger wissen, Sponsoren, vor allem aber auch Unternehmen. Daher engagiert sich die Wirtschaft an diesem Prozess stark, fördert ihn finanziell, nimmt aber keinen Einfluss. „Wir sind auch nur Mitspieler in dem Prozess“, wie Windfeder sagt.

Hatte Mülheim ein Leitbild? Mülheim gab und gibt sich als grüne Stadt. Doch das, sagt Prof. Ursula Funke, Moderatorin des Verfahrens, sei kein Alleinstellungsmerkmal. Stadt im Grünen seien viele. Und als sympathische Stadt gewinnt man auch nichts mehr. Welche Stadt würde schon von sich behaupten, nicht sympathisch zu sein? Wohnstadt, Sportstadt, familienfreundliche Stadt, Stadt am Wasser, Kulturstadt – selbst in der Politik stieß das bitter auf: Ja, was denn nun! Dabei, so Ursula Funke, werde das Leitbild nie nur aus einem Begriff bestehen. Drei, vier Stärken sollten es schon sein.

Beispiel? Die Stadt Mainz hat ihren Leitbild-Prozess lange hinter sich. Dabei kam heraus: Mainz ist u.a. „die Medienstadt“. Damit wurde gearbeitet. „27 Medienfirmen haben sich seitdem angesiedelt“, so Prof. Funke. Ein wirtschaftlicher Erfolg des Prozesses.

"Keiner wird weggeschickt"

Wie läuft das Verfahren? Eine Diskussionsgrundlage für die Leitbild-Entwicklung bilden zwei repräsentative Befragungen durch ein Marktforschungsinstitut. Dies befragte 1000 Bürger in Mülheim unter anderem nach Stärken und Schwächen der Stadt. 5000 Bürger, die außerhalb wohnen, wurden ebenfalls befragt: Wie sehen Sie Mülheim? Die Ergebnisse werden öffentlich am 30. Mai um 19 Uhr in der Stadthalle präsentiert. Danach können sich Bürger in vier Arbeitsgruppen und in sogenannten Stadtteil-Arbeitsgruppen an dem Diskussionsprozess beteiligen, je zwei Sitzungen. Alle Anregungen und Ideen werden gesammelt und von Bürgern mit Punkten bewertet. Am Ende bleiben die Ziele mit den meisten Punkten übrig, die als Leitbild formuliert werden. Und der Rest? „Geht nicht verloren, sondern kann als Ideenbörse genutzt werden“, so Ursula Funke.

Welche Arbeitsgruppen gibt es? Eine befasst sich mit den Bereichen Wirtschaft, Innenstadt, Verkehr und Wissenschaft. Eine weitere mit Soziales, Wohnen, Kultur, Bildung, Freizeit; eine dritte Gruppe behandelt das Themenfeld Umwelt, Klima, Natur, Gesundheit und die vierte Gruppe geht den Themen Stadtgesellschaft, Integration, Ehrenamt nach.

Wie bewerbe ich mich? Bei der Auftaktveranstaltung am 30. Mai liegen Anmeldelisten aus. Jeder ist willkommen. „Keiner wird weggeschickt“, so Ursula Funke, die in 30 Städte Debatten moderiert hat. Wer am 30. Mai keine Zeit hat, kann sich unter d.staedter@muelheim-business.de anmelden.