Mülheim.

Der Tag der Frau, der Tag des Kindes, der Tag der Arbeit – aber brauchen wir auch einen internationalen Tag des Museums? Ist der Aufwand gerechtfertigt, lohnt sich das alljährliche Event für die Museen und ihre Besucher?

Für Gerhard Ribbrock, den stellvertretenden Leiter des Kunstmuseums Mülheim, sind das keine Fragen. Seine Antwort lautet eindeutig: „Mit dem Museumstag sprechen wir ein Publikum an, das sonst nicht ins Museum gehen würde.“ 27 Jahre gibt es in Mülheim den „Tag der offenen Tür“. Ribbrock zieht Bilanz: „Die Resonanz ist nach wie vor gut.“

Am Sonntag zeigte sich einmal mehr: Entgegen landläufiger Meinung gehen viele Bürger auch bei schönem Frühlingswetter ins Museum, nicht nur im nebligen Winter oder im kalt-feuchten Herbst. Rund 150 kleine und große Besucher tummelten sich von 10 bis 18 Uhr in der Alten Post am Synagogenplatz. Die Erwachsenen schauten sich im Erdgeschoss die sehenswerte Ausstellung „Jagd auf die Moderne – Verbotene Künste im Dritten Reich“ an, betrachteten die Raumzeichnungen der Künstlerinnen Caroline Bayer und Silke Schatz im ersten Stock.

Besucher nutzten Angebotsvielfalt

Viele Besucher kamen zu dem Gespräch mit den beiden Zeichnerinnen und der Kuratorin Anja Bauer, nutzten auch die Chance zu eigener künstlerisch-praktischer Arbeit. Und ganze Familien ließen sich von Museumsmitarbeiterin Meva Krdzc durch die Ausstellung über die Verfolgung entarteter Künstler durch die Nazis sowie von Barbara Thönnes durch die Sammlung des Mülheimer Kunstmuseums führen.

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Als Tobias Bungler Kindern über Janusz Korczak, den „König der Kinder“ berichtete, aus dessen bekanntestem Kinderbuch „König Hänschen I.“ vorlas, hörten zwei Dutzend Jungen und Mädchen ab neun Jahren zu – gebannt, aufmerksam, sichtlich beeindruckt. Museumspädagoge Dr. Ribbrock: „Auch das kann so ein Museumstag leisten. Wenn Kinder nur vor dem Fernsehen oder vor dem Computer hängen, lernen sie die Welt nur in Teilbereichen kennen.“

Impressionen am internationalen Tag des Museums

Und was sagen die Besucher am internationalen Tag des Museums? „Ich gehe regelmäßig ins Museum. Damit erweitere ich meinen Horizont“, sagte eine Niederrheinerin. „Man muss sich mit der Gesellschaft auseinandersetzen. Kunstwerke, egal ob Gemälde, bildende Kunst, Literatur, Musik, Theater oder Ballett, sind Ausdruck der Gesellschaft, der Zeit, der vielfältigen Strömungen des Denkens. Mit Kunstwerken kann ich meine eigenen Sichtweisen aufs Leben erweitern.

Die Inspiration sei für sie wichtiger als die reine Wissensvermittlung. „Aber ich erwarte nicht immer den absoluten Kunstgenuss.“ „Ich bin kein ausgesprochener Museumsgänger“, bekannte ein Deutsch-Amerikaner mit Wohnsitz in Mülheim. Aber heute passt es sehr gut. Erstens ist der Eintritt heute frei. Zweitens interessiert mich das Thema Verfolgung von Künstlern im Dritten Reich sehr. Ausstellungen machen für mich ein Fenster auf. Sie füllen meine Wissenslücken.“ „Wir gehen eigentlich selten ins Museum, viel zu selten. Aber den Besuch dieser Ausstellung haben wir schon lange geplant“, berichtet ein Mülheimer Ehepaar. „Wissensdurst und Neugier waren für uns ausschlaggebend. Es ist schöner, wenn man Kunstwerke direkt und in aller Ruhe anschauen kann.“