Mülheim. Die Zerstörungwut in den Ruhrauen hat einen traurigen Höhepunkt erreicht: Spaziergänger entdeckten nun zwei tote Kanadagänse, die an einem Zaun hingen. Umweltschützer schließen einen Flugunfall aus und sind empört über die zunehmende Verrohung in der Natur.
Der Tod zweier Kanadagänse in den Ruhrauen sorgt für neue Empörung unter Umwelt- und Landschaftsschützern. Mancher sieht darin einen neuen traurigen Höhepunkt von Zerstörungswut. Ein Spaziergänger, der Naturfotos machen wollte, entdeckte die Tiere, die tot am Zaun hingen. Die Polizei wurde gerufen, anschließend die Feuerwehr. Beide waren vor Ort. Wurden die Tiere getötet und dort hingehängt oder handelt es sich um einen Flugunfall?
Genauere Untersuchungen sollen dies nun klären, die Tiere wurden zum städtischen Veterinäramt gebracht. Für Umweltschützer passt der Tod der Tiere in eine Reihe von Aggressionen und Zerstörungen, die sich in jüngster Zeit häuften. Im Gespräch bittet mancher Ehrenamtlicher darum, dass sein Name nicht öffentlich erscheint.
Wie es heißt, habe es bereits Drohungen gegen Umweltschützer gegeben. Der Ton in der Landschaft hat sich nach den Berichten verschärft, seit die Stadt sich verstärkt um Schutzmaßnahmen kümmert, Gebiete zum Schutz der brütenden Tiere einzäunt, wildes Zelten und Trinkgelage anprangert. „Die Stadt tut inzwischen eine Menge“, heißt es lobend.
Nach EU-Richtlinien und Gesetzen ist die Stadt verpflichtet, ihre wertvollen Fauna- und Flora-Habitate auch so zu schützen, dass keine Verschlechterung eintritt. Dazu hat das Umweltdezernat in letzter Zeit unter anderem im Ruhruferbereich stabile Zäune gebaut, Weißdornhecken gepflanzt, um Zuwege zu verbauen, Ruhezonen zu schaffen. „Solche Zäune, sogar Doppelzäune wurden innerhalb kürzester Zeit wieder zerstört, die in den Doppelzäunen gesetzten Weißdornpflanzen wurden alle herausgeholt“, schildert der Vorsitzende des Saarner Umweltvereins, Detlef Habig, von einem Bereich in Menden.
Eine "erschreckende Entwicklung"
Derartige Taten gebe es leider an mehreren Stellen, kritisiert er und sagt: „Eine Person oder eine kleinere Gruppe betreibt massive Zerstörungen, es ist nicht nur ein Kampf gegen die Umwelt, sondern auch einer gegen die Stadt und die Bürger, die immer wieder die Kosten aufbringen müssen, um die Schäden zu beheben.“
Und jetzt die toten Tiere. „Nie und nimmer sind sie in den Zaun geflogen“, sagt eine Vogelexpertin und hält die Theorie vom Flugunfall für abwegig. „Dann müssten auch Federn herumliegen.“ Für die Tierschützer steht fest: Hier sind einige nicht damit einverstanden, dass sie in den Gebieten nicht mehr tun und lassen können, was sie wollen.
Erst vor einigen Wochen hatten Landschaftswächter von einer „erschreckenden Entwicklung und einer zunehmenden Verrohung in der Natur“, gesprochen. Spuren von Saufgelagen sind ihnen ein Dorn im Auge. Systematisch würden Flaschen an Bäumen zerschlagen.
Die Sorgen kann der Leiter des Umweltamtes, Dr. Jürgen Zentgraf, nachvollziehen. „Leider werden unsere Schutzmaßnahmen, gerade auch in Brutgebieten, oft kurze Zeit später wieder verwüstet. Das tut uns auch finanziell weh.“ Verständnis hat er auch deshalb nicht das geringste dafür, weil die Stadt mit den Schutzgebieten sehr großzügig umgehe: „Einen großen Teil der Flächen geben wir für Erholung frei.“