Mülheim. Mit kleinen Zusätzen oder ganz neuen Texten verfremdet eine Unbekannte unter dem Pseudonym “Patricia MC Millian Trillian“ Wahlplakate zur NRW-Landtagswahl. Die Parteien reagieren unterschiedlich: Während SPD und FDP es mit Humor nehmen, sieht die CDU eher die Sachbeschädigung im Vordergrund.
„Unser Land verdient das Beste und keinen Karrieretypen wie mich!“ Soll heißen: Röttgen hat ohnehin nur Berlin im Kopf. Mancher sieht es erst auf den zweiten Blick, andere vielleicht gar nicht, dass einzelne Wahlplakate der Parteien wie schon bei der letzten Wahl verfremdet wurden – durch Zusätze, neue Texte oder geschickte Veränderungen wie „N R W – Nochmal Rüttgers wählen?“ Patricia Mc Millan Trillian nennt sich der oder die Unbekannte. Eine Künstlerin, ein Scherzbold oder ein Sachbeschädiger?
Die Parteien reagieren unterschiedlich. Bei der SPD ist man gespannt, was sich der Unbekannte für Hannelore Kraft ausgedacht hat, die steht noch unversehrt im Stadtbild. „Ich sehe das relativ gelassen“, sagt Arno Klare, Parteigeschäftsführer der SPD und findet die Veränderungen professionell gemacht. „Besser so, als dass Plakate mutwillig zerstört werden“, meint Klare und fragt: „Wollen wir nicht auch, dass sich die Menschen mit den Texten und Wahlplakaten auseinandersetzen?“
CDU sieht kostenintensive Sachbeschädigung
Bei der CDU, die unter der Verfremdung derzeit noch etwas mehr „leiden“ muss, denkt man nicht ganz so: „Es ist durchaus intelligent, witzig gemacht“, sagt der Kreisvorsitzende Andreas Schmidt. Aber damit hat es sich schon. Der gelernte Jurist sieht hier auch schlicht eine Sachbeschädigung, die Kosten produziert und Zeit raubt, weil die Partei die Verfremdung wieder überkleben wird. Ganz einfach: „Werbeflächen mit Inhalten gegen die Partei sind nicht zu tolerieren.“
NRW-Landtagswahl 2012Die Werbeflächen gehören der jeweilen Partei, die Plakate werden aus Mitgliedsbeiträgen finanziert. Die Auseinandersetzung mit dem Künstler oder Kritiker scheut Schmidt nicht. „Aber wer was zu sagen hat, sollte dies nicht heimlich nachts tun, sondern mit offenem Visier.“
Keine bösartige Aktion
Christian Mangen, der Spitzenkandidat der FDP und deren Kreisvorsitzender, kennt diese Form der politischen Verwandlung bereits aus der letzten Kommunalwahl, als er zusammen mit der Bundestagsabgeordneten Ulrike Flach selbst eines Nachts „Opfer“ wurde. „Es ist nicht bösartig, soll als Gag gedacht sein“, sagt er, und meint: Es habe sogar einen gewissen Charme. „Da befasst sich einer intensiv mit unserer Botschaft.“
Doch auch Mangen ist Jurist und sieht auf dem Auge eindeutig eine Sachbeschädigung. Auch er würde sich wünschen, dass mit offenen Karten gespielt wird. Die FDP prangert massiv die Verschuldung des Landes an, aber, und das fügte der Unbekannte hinzu, sie hat auch selbst jede Menge eigene Schulden.
Wie kommt es beim Bürger an? Längst nicht jeder findet es witzig. Dirk Holger Hübner etwa, langjähriger Vorsitzender des Bürgervereins Dümpten, sagt: „Wer sich nur mit ungehobelten, primitiven und polemischen Mitteln aus der Anonymität heraus Gehör verschaffen kann, um Andersdenkende zu diskreditieren, und dann auch noch auf die Zustimmung Gleichgesinnter setzt, dem fehlt ein gesundes Verhältnis zur Demokratie.“ Dabei sei es völlig egal, welche der Parteien betroffen sei. Hübner fordert eine offene, ehrliche und faire Auseinandersetzung.