Essen/Bremen. . Kampagnen senden unbewusste Botschaften aus. Piraten schneiden gut ab

Sie schauen uns vom Laternenpfahl an und lächeln uns am Straßenrand zu: Politiker. Überall Politiker. Doch wann ist ein Wahlplakat gut, wann schlecht?

Die Bremer Werbeagentur „Red Pepper“ hat sich zuletzt in NRW und in Schleswig-Holstein umgeschaut, um zu untersuchen, wie die Plakate der Parteien wirken. Dabei wurden den Versuchspersonen die Plakate ohne Parteinamen gezeigt. Dazu mussten sich die Testpersonen binnen fünf Sekunden für einen von zwei gegensätzlichen Begriffen entscheiden – zum Beispiel „Freiheit“ oder „Einschränkung“. Eine Einschränkung aber muss man machen: Die Untersuchung ist nicht repräsentativ, weil zu wenige Testpersonen befragt worden sind.

Während die CDU in Schleswig-Holstein mit ihren Plakaten gut abschneidet, erhält sie in NRW nur die Schulnote vier. Den Plakaten mangele es an gestalterischer und textlicher Qualität. Der Mimik des Spitzenkandidaten, Norbert Röttgen, müsse „eine unmotivierte Wirkung attestiert werden“, so die Werbeagentur. Die SPD hingegen probiere etwas Neues. Auch das umstrittene Plakat „Currywurst ist SPD“, das nicht Gegenstand der Untersuchung war, könnte funktionieren, so Dayen Hegemann von „Red Pepper“. „Die Currywurst ist im Ruhrgebiet ein positiver Wert. Das könnte gut ankommen“, sagte er der NRZ.

Bilder, Farben und Formen

Die SPD kassiert die Schulnote eins, weil „eine durchweg gelungene Kampagne“ vorliege. Anders in Schleswig-Holstein, wo die SPD „unkreativ, leise und zurückhaltend“ daher käme.

Eine erfolgreiche Kampagne attestiert die Werbeagentur der Piratenpartei in NRW. Besonders durch die Farbkombination aus Türkis und Orange hebe sich die Partei von anderen ab. Unbewusst würden beim Betrachter Assoziationen mit Freiheit und Selbstbestimmung ausgelöst. Grüne und Linke bekommen mit ihren Kampagnen eine Zwei, die FDP schneidet am schlechtesten ab. Wähler würden die FDP-Plakate nicht unbedingt mit den Grundwerten der Partei in Verbindung bringen.

„Viele Entscheidungen – zum Beispiel beim Einkauf – treffen wir nicht bewusst“, sagt Hegemann. „Wir nehmen nicht nur die Aussagen der Parteien wahr, sondern sie müssen in Verbindung mit Farben, Bildern und Formen ein stimmiges Gesamtbild ergeben.“ Insgesamt habe er festgestellt, dass es zwischen den Bundesländern große Qualitätsunterschiede bei den Wahlkampagnen gebe.