Mülheim.
Die Gesellschaft wandelt sich, die ältere Generation auch. Es gibt Omas, die ihre Enkel in die Kinderbetreuung im Fitness-Studio geben, während sie trainieren. Das denkbare Themenspektrum der „Seniorenmesse Ruhr“, die am Sonntag erneut im Forum stattfand, weitet sich also aus.
Das Einkaufszentrum war, trotz geschlossener Geschäfte, voll am gestrigen Mittag, gut besucht auf beiden Etagen. Die allgemeine Schrittgeschwindigkeit wirkte, verglichen mit normalen Shopping-Tagen, gemächlich, viele sind nicht mehr so flott zu Fuß.
Naturgemäß kamen mehr Frauen als Männer zur Seniorenmesse in Mülheim, der bekanntermaßen vergleichsweise „alten“ Stadt. Manche, die mitsamt Rollator eintraten, legten gleich am Haupteingang eine leuchtend rote Gerbera in den Korb, die das Team eines örtlichen Pflegedienstes freundlich an die Damen verteilte.
Rund 70 Aussteller waren vertreten
Insgesamt waren diesmal rund 70 Aussteller vertreten, deren alphabetische Auflistung vom Auto Club Europa (ACE) bis zur Initiative „Zwischen Arbeit und Ruhestand“ (ZWAR) reichte. So ergab sich ein durchaus kontrastreiches Ausstellungs-Angebot, in dem Basarstände mit handgehäkelten Tempo-Täschchen ebenso Platz fanden wie die meterlange, papierschwere Theke, die der Sozialverband VDK im Obergeschoss aufgebaut und mit etlichen Broschüren zum Mitnehmen bestückt hatte.
Seniorenmesse Ruhr
Mitarbeiter der Altenhilfe St. Engelbert trugen Strohhüte und mixten Cocktails in satten Farben, anderswo konnte man auf ergonomisch ausgetüftelten Lattenrosten probeliegen, sich „Reisen mit Begleitung“ schmackhaft machen lassen oder am Info-Stand der Polizei die geltenden Verkehrsregeln für elektronisch verstärkte Fahrräder studieren.
Alles unter einem Dach
„Hier gibt es alles unter einem Dach, eine Messe der kurzen Wege“, betonte in seiner Eröffnungsansprache Helmut Storm. Er ist Vorsitzender des Mülheimer Seniorenbeirates, der die Messe mit der Stadtmarketinggesellschaft MST organisiert. Und Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld hob die überregionale Ausstrahlung der längst etablierten Veranstaltung hervor, ehe sie das Mikro dem zünftigen Chor der Marinekameradschaft Kormoran überließ.
Ihren Ursprung hatte die Seniorenmesse Anfang der 90er Jahre, als Karin Braun vom Kulturbetrieb und Peter-Michael Schüttler von der VHS einen Seniorenbegegnungstag im Kloster Saarn ins Leben riefen. Seinerzeit, so erinnert sich Karin Braun, hatten sie Live-Kulturprogramm mit vereinzelten Ständen, heute hat sich das Verhältnis komplett umgekehrt: „Es gibt einen Riesenbedarf an Informationen.“
Bernd Westhoff, der die Veranstaltungsabteilung der MST leitet, bemerkt: „Die Stände und Aussteller werden immer professioneller, weg vom Tapeziertisch mit Broschüren und einer Tasse Kaffee.“ Ganz weg sind sie noch nicht, wie der Messebummel zeigte.