Mülheim. .

Senioren sollen wieder ran an den Volkswirtschaftskarren; wenn es nach dem Philosophen Richard David Precht ginge, könnten sie sozial schwachen Schülern in ihrer Freizeit etwa 15 Stunden in der Woche bei den Hausaufgaben helfen. Bessere Bildung, so Precht, bedeute sozialen Aufstieg und damit Entlastung der Sozialkassen.

Gute Idee oder nur gut gemeint? Für den Leiter des Centrum bürgerschaftlichen Engagements (CBE), Michael Schüring, wäre ein soziales Pflichtjahr für Senioren der falsche Weg, womöglich sogar ein echter Motivationskiller für das Ehrenamt, denn „wer gezwungen wird, macht auch nur das Mindeste“.

Dabei sind in Mülheim etwa ein Drittel der „Menschen in der nachberuflichen Phase“, wie Schüring statt Senioren lieber sagt, bereits ganz engagiert bei der Sache. Sie helfen, Azubistellen zu finden, betreuen Schüler bei Hausaufgaben, leisten handwerkliche Nachbarschaftshilfe.

"Man sollte begeistern, nicht verpflichten"

38 so genannte „EFIs“, das steht für „Erfahrungswissen für Initiativen“ haben sich – freiwillig – gegründet. Für Schüring ein Zeichen dafür, dass es auch ohne Zwang geht: „Man sollte begeistern, nicht verpflichten.“

Eine Pflicht, so sieht es auch Friedhelm Forst von der Mülheimer Senioren-Union, mache hier keinen Sinn, könne eher negative Folgen haben, heißt: Menschen verschrecken, die sich vielleicht doch zeitweise für die eine oder andere Sache engagieren würden. „Zwang bringt nichts. Es gibt schließlich auch viele, die nach einem langen Arbeitsleben zu Recht ihre Ruhe haben wollen.

Freiwilligkeit, gerade im Bildungsbereich, hält Forst nach wie vor für den besten Weg. Er plädiert zudem dafür, auf jüngere Leute zuzugehen und ihnen Mut zum einem sozialen Jahr zu machen. „Sie sollten über den Tellerrand schauen, das Berufsleben ist später noch lang genug.“