Mülheim.

Zwei Abipartys stiegen in den vergangenen Tagen in Mülheim: eine legale Freitag auf der Schleuseninsel und eine per Facebook organisierte, die die Polizei Donnerstag gegen 23 Uhr im Witthausbusch mit einem Großeinsatz auflöste.

Rund 600 Oberstufenschüler folgten laut Polizei dem Aufruf im sozialen Internet-Netzwerk. Weil sich Anwohner am Witthausbusch über Lärm beschwert hatten, rückte gegen 21.15 Uhr eine Streife zur großen Wiese aus – und rief sofort Verstärkung. „Facebook-Partys sind öfter aus dem Ruder geraten“, begründet Polizeisprecher Raymund Sandach die folgenden Maßnahmen: Mit einem Großaufgebot fuhr die Polizei vor und setzte einen Hubschrauber ein, um „einen Situationsüberblick zu bekommen“.

Feiernde waren friedlich

Das massive Aufgebot verscheuchte die Jugendlichen. Polizeiliche Maßnahmen, sagt Sandach, seien nicht nötig gewesen; die Feier habe sich selbstständig aufgelöst. Die Feiernden seien zwar alkoholisiert, aber friedlich gewesen. Zurückgelassen haben sie jedoch viel Müll, der Freitag auf Stadtkosten beseitigt werden musste (siehe unten).

Da feiern Mülheims Abiturienten schon wieder – diesmal offiziell angemeldet. Die traditionelle Party zum letzten Schultag steigt ab 12 Uhr auf der Schleuseninsel, und der Weg dorthin ist leicht zu finden: Flaschen säumen den Weg. Der Grund für die Pullen-Parade ist die Absperrung an der Schleuse. Mitarbeiter des Ordnungsamts schauen in jede Tasche: Glas ist verboten.

Anstoßen gehört dazu

Viele sind darauf vorbereitet. Einige füllen in Plastik um, so dass Sekt statt Selters in Pfandflaschen sprudelt, andere wechseln schlicht zu Dosenbier. Anstoßen gehört dazu. Und Musik. Auf der mobilen Bühne steht 1Live-Moderator Jan-Christian Zeller hinterm DJ-Pult. „Party peeeeoople“ schallt es über den Parkplatz. Das Feiervolk reckt die Hände und Deichkind knallt aus den Boxen. „Bück dich hoch“ – es darf getanzt werden. Britney Spears und die Ärzte folgen, „Westerland“ darf bei keinem letzten Schultag fehlen.

Abiparty Mülheim Schleuseninsel

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Gleiches gilt für die T-Shirts. Ihre Abimottos tragen die Noch-Schüler gut lesbar auf der Brust, umgeben von Unterschriften der Freunde. Die „Abistokratie“ rufen die Saarner Gymnasiasten aus. „Der Adel geht, der Pöbel bleibt“, nennt Alexander das volle Stufenmotto. Deutsch und BWL sind seine LKs, aber davon will er jetzt nicht reden. Heute gilt: „Abschalten und nicht ans Abi denken.“

"Abi con carne – scharf im Abgang"

Inzwischen ist es richtig voll. Vor dem Mädchenklo (wo auch sonst?!) stehen sie Schlange. Nebel liegt über dem Platz – Trockeneis qualmt von der Bühne und auch ein Grill dampft kräftig. Der ADAC hat junge Mitarbeiter geschickt, sie verteilen kostenlose Probemitgliedschaften. Auch Rettungskräfte sind reichlich vertreten, denn die überschwänglich-euphorische Stimmung wird durch Alkohol kräftig befeuert. Auf dem Weg zum Wasserbahnhof parken Rettungswagen. Schon bald wird der erste Junge mit unsicherem Schritt und glasigen Augen dorthin begleitet. Die DLRG ist ebenfalls vertreten, „falls einer in die Ruhr fällt“.

Die Musik dröhnt weiter. Die ersten gehen, doch mehr kommen, die Schulen sind nach dem Abistreich wieder aufgeräumt. Am Karl-Ziegler-Gymnasium lief der zum Motto „Abi con carne – scharf im Abgang“. Passend dazu mussten „die Lehrer Chilis essen“, sagt Larissa. Darauf wurden die Pädagogen im Studium garantiert nicht vorbereitet. Abends geht’s im Nightstyle Club weiter. Und dann geht’s ans Lernen. Oder haben sie etwa schon?! „Neeeee!“, Sara schüttelt den Kopf, aber „keine Sorge, das kommt noch.“

Auf den Kosten bleibt die Stadt hängen

Partybierfässer, Sektflaschen, Papier und Scherben hinterließen die Feiernden im Witthausbusch. Fotos, die ein Leser der WAZ-Redaktion schickte, zeigen die Vermüllung. 20 große Säcke voll sammelte, sagt Sylvia Waage vom Grünflächenamt, ein beauftragtes Unternehmen auf. Auf den Kosten dafür wird die Stadt wohl hängen bleiben. „Den Initiator unter 600 Leuten zu finden, wird schwierig“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels. Dennoch werde die Stadt die zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um Schadensersatz zu bekommen.