Mülheim. .

Sport für Dialysepatienten wird nach Ostern auch auf der Dialysestation des St. Marien-Hospitals angeboten. Chefarzt PD Dr. Anton Daul, der die Klinik für Nephrologie und Dialyse leitet, betreut in gleicher Funktion auch die Dialysepatienten im Essener Elisabeth-Krankenhaus, das ebenfalls zur Contilia-Gruppe gehört. Dort macht man seit über zehn Jahren gute Erfahrungen mit dem Dialysesport.

Seit wann beschäftigen Sie sich mit dem Thema?

Dr. Anton Daul: 1983 habe ich in Essen erstmals eine Sportgruppe für Dialysepatienten gegründet, die, ähnlich wie eine Herzsportgruppe, in einer Turnhalle trainiert hat. Es war damals umstritten, ob man mit Schwerkranken überhaupt in eine Turnhalle gehen darf. Aber es zeigte sich, dass man Dialysepatientengruppen ohne großes Risiko trainieren kann, wenn man das richtig strukturiert. Und dass die Patienten vom körperlichen Training profitieren.

Eignet sich ein Training für alle Dialysepatienten?

Daul: Die Patienten in eine Turnhalle zu bekommen ist schwierig – sie müssen ja schon dreimal in der Woche zur Dialyse gehen. Und viele der Patienten sind über 60 – das mittlere Alter aller Dialysepatienten liegt zwischen 63 und 64 Jahren – und die Älteren kann man nicht mehr dazu bewegen, in eine Turnhalle zu kommen. Manche wären auch gar nicht dazu in der Lage. Mitte der 1990er Jahre kamen wir dann auf die Idee, Patienten während der Dialyse zu trainieren.

Ist die Dialyse denn nicht schon anstrengend genug?

Daul: Manche konnten es sich zuvor nicht vorstellen, wie man, im Bett liegend und an das Gerät angeschlossen, auch noch trainieren soll. In Zusammenarbeit mit Sporttherapeuten und Sportmedizinern haben wir ein Programm entwickelt, das man während der Dialyse machen kann. Viele der Patienten sind aufgeschlossen und nutzen das auch.

Was können die Dialysepatienten im Bett denn tun?

Daul: Viele haben – das ist spezifisch für Dialysepatienten – ein Kraftdefizit in den Beinen. Verglichen mit Gleichaltrigen ist die Kraft bis zu 50, 60% geringer. Ein Ziel ist also, gerade die Beinmuskulatur zu stärken. Das kann man während der Dialyse mit gymnastischen Übungen mit Therabändern machen oder auch mit Tretkissen. Man kann auch während der Dialyse ein Ergometertraining für Kraft und Ausdauer machen. Es gibt heute Geräte, die man bei laufender Dialyse, im Bett, einsetzen kann. Wir haben für das St. Marien-Hospital vier Geräte angeschafft.

Wie sind denn die praktischen Erfahrungen damit?

Daul: Wir haben – im Elisabeth Krankenhaus – eine 84-jährige Patientin, die über zehn Monate im Krankenhaus lag und als Pflegefall in eine Einrichtung kam. Sie konnte nicht mehr gehen. Sie trainierte dann in jeder Dialyse, und wir haben es innerhalb von neun Monaten geschafft, dass sie wieder auf die Beine kam. Sie war dann in der Lage, wieder mit dem Taxi zur Dialyse zu kommen.

Das Training führt aber nicht nur dazu, dass man körperlich fitter wird, sondern das regelmäßige Ausdauertraining am Ergometer ist auch blutdrucksenkend und verbessert die Lebensqualität. Und bei den älteren Patienten – das ist für mich der wichtigste Effekt – führt es dazu, dass wir Pflegebedürftigkeit verhindern.

Ist die Bereitschaft bei jüngeren Patienten höher, das Training mitzumachen?

Daul: Das kann man nicht sagen. Die Älteren nehmen am regelmäßigsten am Training teil. Wenn man ihnen erklärt, dass das Training ihnen hilft, auf den Beinen zu bleiben, dann sind sie hoch motiviert.