Mülheim. .
Der Heizungskeller im Einfamilienhaus von Familie Dohe am Schneisberg in Saarn – ein Ort für die lokalen Geschichtsbücher, glaubt man Gerd Bachmann, seines Zeichens Geschäftsführer des Mülheimer Energiedienstleisters Medl. Große Worte wählte dieser gestern, als er im Hause Dohe eine Mikro-KWK-Anlage präsentierte. Mit der sollen sich die Dohes künftig selbst mit Strom versorgen. „Wir sind hier am Start der Energiewende“, sagte Bachmann.
Der Ausbau von herkömmlichen Heizungsanlagen und der Einbau von Kleinstanlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung in elf Saarner Modell-Haushalten ist Bestandteil des vom Bund geförderten Projektes mit dem Namen „E-DeMa“, was für nichts anderes steht als: Entwicklung und Demonstration dezentral vernetzter Energiesysteme hin zum E-Energy Marktplatz der Zukunft. Sprich: Es werden intelligente Lösungen gesucht, wie die Energiewende in Deutschland organisiert werden kann. Dazu zählt, eine kleinteilige Energieversorgung möglich zu machen.
Kleinstanlagen in Einfamilienhäusern
„Wir wollen die ineffizienten Großkraftwerke mit einem Wirkungsgrad von 37 % ersetzen, weg vom Graustrom“, gibt Medl-Geschäftsführer Gerd Bachmann die Marschroute vor. Kraft-Wärme-Kopplung, in Kleinstanlagen neuester Generation im Einfamilienhaus eingesetzt, könne eine energieeffiziente Lösung sein, die zudem die CO2-Bilanz aufpoliere. In Familie Dohe hat die Medl nun einen von elf Test-Haushalten gefunden, die seit Februar über eine Mikro-KWK-Anlage mit Stirlingmotor neben Wärme auch Strom (1 KW Leistung) erzeugen. Die Medl liefert das Gas, mit dem die Anlage betrieben wird, auch sorgt der heimische Energiedienstleister per Contracting für den Betrieb der Anlage und die Einspeisung überschüssigen Stroms ins Netz. Für das Modellprojekt hat die Medl die Anschaffung der KWK-Anlage übernommen.
Die Medl will fortan testen, ob die Kleinst-KWK-Anlagen wirtschaftlich zu betreiben und zu steuern sind. Das sei das K.o.-Kriterium, so Bachmann. „Sonst können wir niemanden dafür erwärmen.“ Das Geschäftsfeld „Contracting“ will die Medl ausbauen, es würde den Gasabsatz in Zeiten des zunehmenden Wettbewerbs stützen.
Fachmännischer Rat ist Voraussetzung
Sowohl Bachmann als auch Installateur Andreas Seifried warben gestern für jene Form der dezentralen Energieversorgung, warnten Hauseigentümer aber auch vor Schnellschüssen. Fachmännischer Rat sei einzuholen. Man solle Referenzen von Planern und ausführenden Betrieben einholen, so Seifried. Klar wurde: Strom- und Wärmebedarf müssen schon gut zusammenpassen, damit sich die Investition in eine KWK-Anlage samt Wärmespeicher lohnt.
Medl-Chef Bachmann jedenfalls wittert ein Geschäft: „Künftig“, sagt er, „werden nicht die Geld verdienen, die versorgen, sondern die, die steuern.“
Die Verbraucherzentrale NRW informiert auf ihrer Webseite http://www.vz-nrw.de im Bereich „Energie & Umwelt“ umfassend zum Thema Kraft-Wärme-Kopplung. Die Funktionsweise von Geräten wird ebenso beschrieben wie die Frage der Wirtschaftlichkeit behandelt. Neben einer Checkliste können Interessenten auch einen Heizsystemvergleich aufrufen.