Duisburg/Essen. Blockheizkraftwerke stehen kurz vor dem Einsatz in Einfamilienhäusern. Den Anbietern öffnet sich ein großer Markt.
Pack das Kraftwerk in den Keller: Lange Zeit führten Mini-Blockheizkraftwerke ein Dasein in der Nische, doch im kommenden Jahr sollen sie den Massenmarkt erobern. Eine ganze Reihe von Akteuren arbeitet mit Hochdruck am Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) in Ein- und Zweifamilienhäusern.
Das technische Grundprinzip ist bei allen Anbietern identisch: Ein Erdgasmotor treibt einen Generator an, der Wärme und Strom erzeugt. Wärme, die nicht sofort benötigt wird, nimmt ein Speicher auf, überschüssiger Strom kann der private Kraftwerksbetreiber in das öffentliche Stromnetz einspeisen. Ein Vorteil der Wärme-Strom-Kombination ist der Gesamtwirkungsgrad von 90 Prozent.
Die RWE-Effizienz GmbH geht mit ihrer Mikro-KWK-Anlage, die sie gestern im Haus des Duisburger Fraunhofer Instituts vorstellte, einen Schritt weiter. Das Kleinstkraftwerk soll auch als Zwischenspeicher für überschüssigen Wind- und Solarstrom dienen, dessen Mengen in Zukunft deutlich steigen werden. Strom mit dem fossilen Brennstoff Gas erzeugen, aber gleichzeitig Ökostrom speichern – das klingt zunächst wie ein Widerspruch. Der sich laut Norbert Verweyen, Geschäftsführer der Effizienz GmbH, durch den Einsatz von moderner Regeltechnik auflöst. Die rechnet aus, wann der finanziell optimale Zeitpunkt ist, um den Strom selbst zu verbrauchen – oder ihn ins Netz einzuspeisen.
Noch läuft das Mikro-Kraftwerk im Demonstrationsbetrieb. Verweyen ist überzeugt, dass sich die Anschaffung für Eigenheimbesitzer rechnet. Die Kosten für einen Neueinbau schätzt er zurzeit auf rund 25 000 Euro. Doch das Ziel ist definiert: Im kommenden Sommer soll der Verkauf beginnen. Der Preis soll dann unter jenen 25 000 Euro liegen. Verweyen: „Wir wollen in den Massenmarkt.“ Dazu passt, dass die Anlage nicht von Spezialisten, sondern von örtlichen Handwerksbetrieben eingebaut werden kann.
Die Hamburger Lichtblick AG hat den Massenmarkt bereits Ende November betreten. In Kooperation mit Volkswagen, die die Erdgasmotoren liefern, bietet der Ökostromhändler Mini-Kraftwerke an. Bis zum Jahresende sollen 30 Anlagen installiert sein, langfristig peilt Lichtblick den Einbau von 100 000 Keller-Kraftwerken in ganz Deutschland an. „Das entspricht der Leistung von zwei Atomkraftwerken“, sagt Lichtblick-Sprecherin Katinka Königstein.
Auch in Essen hat Lichtblick die Vermarktung begonnen, „sieben Verträge sind unterzeichnet“, so Königstein. Allerdings sind die Lichtblick-Anlagen mit ihrer Leistung eher für kleine Gewerbebetriebe oder öffentliche Einrichtungen wie Schulen geeignet.
Der Eon-Konzern engagiert sich mit seinem Essener Tochterunternehmen Ruhrgas, um die Praxistauglichkeit von Mikro-Anlagen voranzutreiben. Im niedersächsischen Rinteln laufen in mehreren Wohnhäusern Feldtests.
Der Remscheider Heiz- und Klimatechnikspezialist Vaillant, der mit RWE bei der Entwicklung der Mikroanlage kooperierte, steckt auch in der Rolle des Konkurrenten: 2009 begann Vaillant gemeinsam mit dem japanischen Honda-Konzern Versuchsreihen für Einfamilienhaus-Kraftwerke. „Die Tests waren erfolgreich, die Markteinführung ist für das kommende Jahr vorgesehen“, sagt Vaillant-Geschäftsführer Marc Andree Groos.
Die Aussichten für die KWK-Anbieter scheinen bestens, die Zahl der potenziellen Kunden ist riesig. Nach Erhebungen des Verbands der Heizungsbauer haben rund 15 Millionen Heizungsanlagen eine Betriebszeit von mehr als 20 Jahren auf dem Kessel und müssen in den nächsten zehn Jahren ausgetauscht werden.