Mülheim. .
Als der italienische Star-Regisseur Bernardo Bertolucci 1990 für seinen Film „Der Himmel über der Wüste“ zu seinen gewaltigen Bildern die passende Musik suchte, da stieß er auf die junge Algerierin Houria Aichi.
Inzwischen gehört die Sängerin zu den prominentesten Vertretern einer traditionellen nordafrikanischen Musik, die sich aber auch offen zeigt für neue stilistische Einflüsse. In der Reihe „Klanglandschaften“ stellte sich jetzt die beeindruckende Sängerin im Trio im Theater an der Ruhr vor.
Gesang wird von Müttern an Töchter vererbt
Die mit einer sehr markanten Stimme ausgestattete Künstlerin steht in der reichen Tradition des Zeremoniengesangs, der in ihrem Kulturkreis jeweils von den Müttern auf die Töchter weiter vererbt und dabei von traditionellen Instrumenten begleitet wird. So öffneten sich für die leider in diesem Konzert nicht so zahlreichen Besucher die Grenzen zu neuen und ungewöhnlichen „Klanglandschaften“.
Bereits als Kind begleitete die aus einer Berber-Familie im Atlas-Gebirge stammende Houria Aichi ihre Großmutter bei Auftritten in den Dörfern. Später fand die in Algier und Paris studierte Soziologin und Psychologin dann aber noch selbst zum Gesang. Sie schrieb die alten Lieder der Frauen auf und interpretierte sie neu. Hier im Theater an der Ruhr sorgten ein Flötist und ein Percussionist für die landestypische Begleitmusik zu ihren mit kehliger Stimme gesungenen Geschichten.
Lieder aus dem algerischen Befreiungskrieg
Dazu gehörten ein „Lob des Propheten“ oder auch das „Lied der Partisanen“, das noch aus dem algerischen Befreiungskrieg stammt. So scheint das muslimische Gebot für die algerische Frau durchaus Freiheiten zu kennen.
Dies bewies die freundliche Sängerin mit ihrem stimmungsvollen Lied über die „Vorzüge der freien Liebe“. Dabei begleitete sie ihre Gesänge, deren Inhalte sie in französischer Sprache ankündigte, mit sparsamen Gesten und zurückhaltender Körpersprache. Viel Beifall für Houria Aichi und ihre Musiker.