Mülheim. .
Schutt, Geröll und gähnende Leere – noch keine Spur davon zu sehen, dass auf dem großen Gelände an der Duisburger Straße ab Sommer die Gebäude der neuen Hochschule Ruhr West entstehen. In rund zweieinhalb bis drei Jahren sollen sich hier geschätzte 4000 Studenten tummeln. Bleibt die Frage: Wie wirkt sich der neue Hochschulstandort auf die anliegenden Händler und Kleinläden aus?
„Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, erklärt Markus Sebold, Besitzer des kleinen Fahrradladens „Zweirad Sebold“. „Über den größeren Zulauf freue ich mich, andererseits bereitet mir die Bauphase schon etwas Bauchschmerzen. Könnte sein, dass wir völlig zugeparkt werden, dann haben wir vielleicht Einbußen.“
Nicht nur der Campus soll entstehen, auch ein Teil der Duisburger Straße soll erneuert werden. Ab Mitte 2013 werden im Zuge der Bauarbeiten große Teile der Straße gesperrt, Verkehre großräumig umgeleitet. Geplant sind unter anderem eine Fahrbahn von 3,50 Meter Breite für Straßenbahn und Kraftfahrer, Längsparkstreifen, Radwege sowie neue Ampeln ( wir berichteten). Im Herbst 2014 soll alles fertig sein.
Für Fahrradhändler Sebold und weitere Eigentümer umliegender Grundstücke bedeutet das: Anliegerbeiträge.
Keine Sorgen wegen Straßensperrung
Durchweg positiv äußert sich Brigitte Stoepke, Geschäftsführerin des Café Einhorn. Wegen der Straßensperrung mache sie sich keine Sorgen, schließlich sei man hier „mit Parkplätzen eh noch nie verwöhnt gewesen.“ Stattdessen freut sie sich auf die Verschönerung der Straße durch die geplante Allee und die baldige Belebung durch Studenten. „Da kann es uns ja nur besser gehen.“ Stoepke lacht. Möglich also, dass sich das Café in der alten Einhorn-Apotheke in den kommenden Jahren zum Studententreff entwickelt. „Falls die Studenten dann auf einen Kaffee vorbeikommen und an ihren Laptops lernen wollen – Internet-Flatrate haben wir“, sagt Stoepke.
Begeisterung auch bei Shahin Saad von der Pizzeria Milano. Wenn erst die Studenten vor Ort sind, freut er sich auf steigende Einnahmen. Studis und Pizza seien eine gute Kombination, erzählt er lachend. Wegen möglicher Parkprobleme während der Bauphase hat er keine Bedenken. „Vor meinem Laden ist eh kein Parkplatz“, kommentiert er.
"Jetzt wird die Straße wunderschön"
„Früher war es hier furchtbar, alles dunkel und trist“, erzählt Britta Zwjetkovic vom Frisörsalon „H-Schnitt“. „Jetzt wird die Straße wunderschön, das bringt Leben rein.“ Ob die kommenden Studenten auch steigenden Umsatz bedeuten, darüber hat sie sich bisher weniger Gedanken bemacht. Bislang betreut sie ohnehin fast nur Stammkunden. Am meisten liegt ihr die Sanierung der Straße am Herzen. Dies sei für die Zukunft der gesamten Stadt von großer Bedeutung. „Ich freue mich einfach nur drauf“, schwärmt Zwjetkovic. Studentenrabatt fürs Haareschneiden? Mal gucken.
Zurück zu Sebold: Für ihn sei die Zukunft schwer abzuschätzen – dennoch zeigt er sich optimistisch und verspricht sich vom Zulauf der Studenten durchaus den ein oder anderen Gewinn. „Einen ähnlichen Zulauf hatten wir schon mal, als das Bundesbahn-Ausbesserungswerk noch in der Nähe war.“
Weiterer Hoffnungsschimmer könnte für ihn zudem der lange Radschnellweg Ruhr sein, der zeitgleich mit dem Bau der Hochschule auf der ehemaligen Güterbahntrasse geplant ist. „Das ist eine schöne Anlage. Wenn dann ein Radfahrer liegen bleibt, verirrt er sich vielleicht schneller zu uns.“ Sebold schmunzelt.
Geschäfte oder gewerbliche Angebote auf dem Campus selbst sind bislang übrigens nicht geplant. Warten wir aber ab, was die Zukunft bringt.