Bochum.

Emsige Kabarettbesucher haben gut lachen. Wenn der Kapitalismus eines nicht fernen Tages zusammengebrochen ist, öffnen sie ihren Koffer mit in Jahrzehnten gesammelten Eintrittskarten und können behaupten: „Ich war im Widerstand!“ Das Ticket von Volker Pispers am Freitag im Ruhr-Congress darf bei keinem Freiheitskämpfer fehlen.

Dieter Hildebrandt, Hanns Dieter Hüsch, vielleicht Wolfgang Neuss haben das Fundament bereitet, auf dem Volker Pispers seit den 1980er Jahren zum überragenden politischen Kabarettisten avanciert ist. Kompromisslos, sarkastisch, meist witzig, mitunter missionarisch: Im jovial anmutenden rheinischen Singsang schießt der Düsseldorfer Giftpfeile gegen Verblödung, Doppelmoral, Macht- und Geldgier, rechte Dumm- und linke Wirrköpfe ab. Volltreffer allesamt:

Deutschland zählt zu den weltweit größten Waffenexporteuren und ist führend im Fertigen von Prothesen: eine perfekte „Systemlösung“.

Warum die FDP nach der Bundestagswahl abschmierte? „Zwei Drittel der Wähler haben gemerkt: Scheiße, ich hab’ ja gar kein Hotel!“

Die Grünen und ihr Rückgrat: „Die wissen inzwischen: Man rettet Kröten am besten, indem man sie schluckt.“

Immer mehr Menschen werden krank, weil sie zu viel arbeiten. Immer mehr Menschen werden krank, weil sie keine Arbeit haben: „So tut der Kapitalismus etwas für alle.“

Mutti Merkel, Gelkopf Gutti, der Russe, der früher vor der Tür stand, der Autofahrer, der heute beim Blick auf die Spritpreise tönt: „Sooo schlecht war der Gaddafi auch nicht“: Drei Stunden unterhält der 53-jährige mit Gesellschaftskritik der klugen Art. Es spricht für die Intelligenz des Bochumer Publikums, dass der Ruhr-Congress Wochen vor dem Pispers-Gastspiel ausverkauft war. Das war er bei Cindy aus Marzahn allerdings auch . . .