Mülheim. .
Wer einen neuen Personalausweis beantragt, wird sich nicht nur auf das kleinere Format einstellen müssen: Der Ausweis im Scheckkartenformat verfügt über eine Online-Funktion, mit der man sich im Internet ausweisen kann – beim Einkauf und bei virtuellen Behördengängen.
Ob aber der Ausweis-Chip auch aktiviert wird, entscheidet jeder Bürger bei der Abholung seines Passes. Eine PIN-Nummer wird zuvor zugesandt. Die meisten Bundesbürger, 70 %, entscheiden sich dagegen, das ist auch in Mülheim nicht anders: Sogar 80 % der Mülheimer, die den neuen Personalausweis seit 1. November 2010 beantragt haben, ließen den Chip nicht aktivieren, teilte der Leiter des Bürgeramtes, Reinhard Kleibrink, auf Anfrage mit.
"Wir wollen keinen Bevormunden"
„Die Leute haben Vorbehalte“, weiß der Amtsleiter aus Gesprächen, Datenschutz und Sicherheit seien da oft ein Thema. Aber auch, wozu man die Chipfunktion im Alltag überhaupt benötigt. Hinzu komme sicher die demografische Situation in einer Stadt, in der es viele Ältere gibt, die den Personalausweis nur zum Nachweis der Identität nutzten. „Jüngere werden die Vorteile eher erkennen und sind aufgeschlossener“, meint er.
Genug Zeit, um sich zu informieren, haben die Bürger: Bei der Antragstellung bekommen sie im Bürgeramt eine Broschüre und können sich etwa drei Wochen, bis der neue Perso abgeholt wird, überlegen, ob sie die Online-Funktion freischalten lassen. „Das müssen die Bürger entscheiden, wir wollen keinen bevormunden.“ Wer den Chip später aktivieren lassen möchte, kann das jederzeit – gegen eine Gebühr von 6 € – tun. In NRW haben 32,7 % der Passinhaber den Chip aktiviert, in Bayern sei die Akzeptanz mit 35,5 % am höchsten, weiß Kleibrink: „Ich bin davon überzeugt, in fünf Jahren geht die Quote deutlich nach oben.“