Bergerhausen. . Über 20 Jahre war Ursula Kemper als Grüne Dame tätig und besuchte Menschen im Altenheim. Jetzt erhält sie dafür das goldene Kronenkreuz.

Erst Besuchende, jetzt Besuchte: Über 20 Jahre hat Ursula Kemper ehrenamtlich als Grüne Dame gearbeitet und zweimal in der Woche nachmittags die Senioren im Haus Abendfrieden an der Töpferstraße besucht. Dafür bekommt sie am Montag, 4. April, das Kronenkreuz der Diakonie überreicht. Die Feier mit Sektempfang findet im Adolphinum statt, dem Haupthaus der Adolphi-Stiftung. Denn das ist seit Mitte vergangenen Jahres das Zuhause der 86-Jährigen. Seit letzten Sommer ist sie auf den Rollstuhl angewiesen, leidet unter Lähmungen. „Pfingsten 2010 musste ich notoperiert werden. Drei Wochen war ich im Krankenhaus, dann kam die Reha“, erinnert sie sich. Alles Üben half nichts: Allein stehen konnte die Seniorin nicht mehr.

Eigentlich wäre sie trotzdem gern noch in den eigenen vier Wänden in Huttrop wohnen geblieben, unterstützt von einer Haushalthilfe. Doch dann wurde ihr klar: „Meine beiden Kinder wären in ständiger Sorge gewesen. Das wollte ich ihnen nicht zumuten“, sagt Ursula Kemper, die früher als Sprechstundenhilfe und Krankenschwester arbeitete.

Das Soziale war ihr Ding: Engagiert erfüllte sie ihre Aufgaben als Grüne Dame, unternahm Spaziergänge mit den Bewohnern, absolvierte Krankenbesuche und spielte Karten mit den Senioren. „Ich konnte Skat. und später habe ich dann den Bewohnern Rommé beigebracht“, erzählt Ursula Kemper. Seit sie auf Hilfe angewiesen ist, lernte sie die andere Seite des Dienstes kennen: Jetzt freut sie sich über die fast täglichen Besuche von Margarethe Ader von der katholischen Pflegehilfe, die sich seit fünf Jahren um Ursula Kemper kümmert. „Ich kenne jetzt beide Seiten, das Besuchen und das Besuchtwerden.“

Ihr geht es wie vielen Senioren: Die Kinder arbeiten die Woche über, kommen meist nur am Wochenende zu Besuch. Gerade in der Entscheidungsphase, ob sie in ein Heim gehen sollte oder nicht, sei Margarethe Ader eine große Hilfe gewesen. „Wir haben jeden Tag darüber gesprochen“, sagt die Betreuerin, die alles tat, um Ursula Kemper die Angst vor dem Heim zu nehmen.

Auch Margarethe Ader (73), die über die katholische Gemeinde St. Hubertus zum Ehrenamt kam, ist schon seit über 30 Jahren als Betreuerin tätig. Offiziell besucht sie Ursula Kemper zweimal pro Woche, aber in der Praxis schaut sie doch fast jeden Tag mal vorbei, zum Spielen oder einfach nur zum Reden.

Ins Haus Abendfrieden, ebenfalls ein Heim des Trägers Adolphi-Stiftung, wollte Ursula Kemper nicht ziehen. „Da kenne ich ja alle“, schmunzelt sie. „Und außerdem gibt es hier im Adolphinum mehr Angebote wie Konzerte.“ Das wiederum hänge mit den größeren Räumlichkeiten, vor allem mit dem großen Saal zusammen, erklärt Magdalena Rex von der Sozialen Betreuung im Adolphinum. Neben den beiden Häusern in Bergerhausen und Huttrop gehören auch Heime in Heidhausen und Bonn zur Stiftung.

Inzwischen fühlt sich Ursula Kemper wohl in ihrem neuen Zuhause. Aber ein paar Monate habe es schon gedauert, bis sie mit der Umstellung klar kam, gibt sie zu. Und so wurde die ursprünglich für Dezember vorgesehene Verleihung des goldenen Kronenkreuzes für jahrelange ehrenamtliche Dienste für die Diakonie auf April verschoben. Am 4. April wird die Verleihung jetzt mit Familie, Heimbeirat und Bewohnern gefeiert.