Droht dem Verein „Alte Dreherei“, der das Haus der Vereine in Eigenarbeit errichtet, eine existenzbedrohende finanzielle Belastung? Die Gefahr geht von der neuen Straße aus, die das ehemalige Bahngelände an der Duisburger Straße erschließt.
Dafür muss die Stadt den Anliegern Erschließungskosten in Rechnung stellen, wie anderswo auch. Die Dreherei ist Anlieger, neben der Feuerwehr, der MVG und der künftigen Fachhochschule, die dort gebaut wird. Hohe fünf-, wenn nicht gar sechsstellige Summen machen die Runde. „Für uns wäre das in keinem Fall zu stemmen“, erklärt Martin Menke vom Vorstand.
Besorgnis und Unmut
In der Politik macht sich eine Mischung aus Besorgnis und Unmut breit. „Man kann doch nicht immer bürgerschaftliches Engagement einfordern und gleichzeitig die Hand aufhalten“, sagt Lothar Reinhard von den Mülheimer Bürgerinitiativen. Sein Vorschlag: Die Erschließungsgebühren für den Verein sollte die SMW, ein Joint Venture aus Mülheimer Wohnungsbau, Sparkasse und dem Unternehmer Hoffmeister, übernehmen, die als Eigentümer das Areal mit großem Gewinn vermarkteten.
Auch die Grünen sprechen sich gegen die Belastung der Initiative durch Anliegerbeiträge aus. „Alle Aufrufe der Stadt zu bürgerschaftlichem Engagement“, empört sich ihr Planungspolitiker Dr. Wolf Jürgen Richter, „würden ad absurdum geführt. Gerade ohne diesen Verein wäre die reizvolle Jugendstilhalle längst Vergangenheit. Richter fordert „Lob statt Hemmklötze“.
Die Alte Dreherei
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Die neue Erschließungsstraße von der Duisburger Straße aus ist für den Verein selbst kaum von Nutzen. „Unser Zuweg erfolgt über das Gelände von der Camera Obscura aus“, sagt Menke. Über eine Million Euro haben die Vereinsmitglieder inzwischen in die Restaurierung der alten Halle investiert, tausende von ehrenamtlichen Arbeitsstunden stecken darin. Jeder Cent über Spenden geht in den Erhalt.
Kostenerlass möglich?
Die Grünen fordern die Stadt, aufzuklären, ob sie dem Verein die Erschließungskosten erlassen dürfen. „Ist der Erlass nicht möglich, müssen wir mit der Bezirksregierung andere Lösungen suchen.“
Die Stadtverwaltung betont, dass derartige Gebühren erhoben werden müssen. Man könne sich jedoch vorstellen, erklärt Stadtsprecher Volker Wiebels vorsichtig, die Kosten zu erlassen – mit Blick auf die Gemeinnützigkeit, auf die sehr kleine Fläche des Vereins und auf den Denkmalschutz, unter dem die Halle steht. Ein Lichtblick. Die Politik muss zustimmen und der Kämmerer mitspielen, der bekanntlich jeden Euro benötigt.
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