Der Trägerverein „Haus der Vereine in der Alten Dreherei“ lässt nichts unversucht, der imposanten, aber doch arg verfallenen Halle aus dem vorvergangenen Jahrhundert wieder Leben einzuhauchen.
In zwei Wochen wird an der Halle ein Camp aufgebaut: Der Internationale Bauorden schickt für 14 Tage freiwillige Helfer vorbei, die anpacken und dem Verein bei der Restaurierung des Baudenkmals ein Stück weiterhelfen wollen.
Es wird nicht auf die Schnelle gehen, die Alte Dreherei so herzurichten, dass Vereine hier ihre Heimstätte einrichten, dass Veranstaltungen in gediegenem Industrie-Ambiente stattfinden können. Das weiß auch Prof. Hans Ahlbrecht, einer der rührigen Kümmerer im Trägerverein, der die WAZ jetzt in die Halle ließ, um zu zeigen, wie es um den Baufortschritt steht.
Es tropft. Nein: Es prasselt an diesem Morgen auf die 2700 Quadratmeter Hallenboden. Das Dach ist an vielen Stellen undicht, die Konstruktion so morsch, dass schon manche Brocken zu Boden gefallen sind. „Es gibt momentan zwei Hauptarbeitsfelder“, sagt Ahlbrecht. „Erstens: Die Halle muss wind- und wasserdicht werden. Zweitens: Die Fenster müssen saniert werden.“
Eine Mammutaufgabe, die aber schon angepackt ist. Das hölzerne Dach, das wie ein Geäst auf einer gusseisernen Trägerkonstruktion liegt, muss an morschen Stellen mit neuen Bauteilen aufgefrischt werden. Auf einer Länge von zehn Metern ist dies bereits geschehen. Jetzt wandert das Gerüst Stück für Stück weiter durch die 90 Meter lange und 30 Meter breite Halle.
Die Komplettsanierung der Halle, so die Schätzung, wird rund 2 Mio Euro verschlingen. Da ist klar, dass es nur schrittweise vorangehen wird: Sanierung nach Kassenlage. „Vornean“, schmunzelt Ahlbrecht, „steht die Aussage der Stadt: Wir finden das alles toll, aber es darf uns nichts kosten.“ So sind es Förderungen, die das Projekt am Leben halten. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat schon gegeben, das Land, die NRW-, Sparkassen- und Leonhard-Stinnes-Stiftung. Da öffentliche Förderung immer eines Eigenanteils bedarf, lässt sich der Trägerverein seine ehrenamtlichen Arbeiten anrechnen; 10 Euro ist die Stunde wert.
Und alle Gebäudeteile suchen Paten. Von 100 Euro bis 10 000 Euro reicht die Angebotspalette. Professor Ahlbrecht, rüstige 74 und Diplom-Ingenieur für E-Technik und Maschinenbau, nennt sich selbst schon stolzen „Besitzer“ mehrerer Hallenstützen. Geld einzutreiben, ist das Hauptgeschäft des Vereins, der ein Heim für Vereine schaffen will, die eines suchen.
Nun sind die Stahlkonstruktionen der Fenster zu entrosten und neu zu beschichten. Auch die gusseisernen Träger haben diese Prozedur bitter nötig. Dabei helfen sollen jetzt Freiwillige, die über den Internationalen Bauorden vom 14. bis 28. August ihr Zelt an der Alten Dreherei aufschlagen. Der Trägerverein hatte dem Bauorden sein Projekt schmackhaft gemacht, dieser schrieb dann das Camp aus. Bislang, so bestätigt der Orden, haben sich neun freiwillige junge Helfer gemeldet - sechs aus allen Himmelsrichtungen Deutschlands, drei gar aus Saransk, einer Stadt in der russischen Teilrepublik Mordwinien, 642 km südöstlich von Moskau gelegen. Sie wollen sich in ihrer Freizeit für die gute Sache einbringen, womöglich auch bei Anstrich und Maurerarbeiten helfen.
„Wir brauchen noch einen Anleiter, der Zeit hat für die jungen Leute“, sagt Ahlbrecht. Die Frauen der Vereinsmitglieder machen den Camp-Teilnehmern Frühstück. Ein gespendetes Blech Pizza oder ein kostenloses Angebot für eine Stadtführung würde Ahlbrecht auch nicht ablehnen.