Mülheim. .

„Ich mach’ mir die Welt, wie sie mir gefällt“: Zwölf Jugendliche schrieben ihren Lieblingsspruch auf und setzten ihn spielerisch als Standbild um. Was sich einfach anhört, erklärt zwei recht komplizierte Fragen: In welchem Verhältnis stehen die beiden Ebenen des post-dramatischen Theaters? Wie lassen sich Inhalt und Dargestelltes auf abstrakte oder weniger abstrakte Weise miteinander verbinden?

Beim theaterpädagogischen Aktionstag „Mit Schmackes!“ im Ringlokschuppen gingen Samstag Jugendliche ab 14 diesen Fragen nach. Bunt gemischt war das Publikum den ganzen Tag über. Ein Theatererlebnis über vier Generationen hatte der Schuppen auf die Beine gestellt und regen Zuspruch - vom Grundschulkind bis zum Senior - erhalten. Zur Frage nach den Ebenen in der Postdramatik: die Inhalts- und die Ausdrucksebene entfernen sich im post-dramatischen Theater so weit wie möglich voneinander. Wie setzt man das am besten um? Eben durch die Standbilder.

Tanztheater ab 55 Jahren

Während der Darstellung wurden dann die Sprüche ausgetauscht – der Ausdruck blieb gleich, der Inhalt veränderte sich. „Trotzdem passt die Darstellung auf beide Sprüche“, meinte die 18-jährige Leonie. So ganz einig ist sich die Gruppe dann aber doch nicht, und genau so hat sich Leiter Sebastian Brohn das gedacht: Die Jugendlichen sollen diskutieren. Das gilt auch für die Themenfindung. Der Workshop sollte Anreiz sein für ein im März beginnendes Theaterprojekt. „Dabei werde ich kein Thema vorgegeben. Das sollen sich die Teilnehmer am besten selbst erarbeiten“, so Brohn. Leonie war mit dem ersten Eindruck zufrieden: „Ich hab bisher noch nicht viel mit Theater gemacht, und meine Erwartungen wurden erfüllt.“

Ortswechsel: Im Proberaum ist gerade eine ganz andere Gruppe unterwegs. Tanztheater ab 55 Jahren mit Nicole Elisabeth Schillinger. 15 Frauen sind gekommen und schnupperten zum ersten Mal oder endlich wieder Theaterluft. Am Anfang gehen die Frauen noch ein bisschen vorsichtig an die Sache heran, doch mit der Zeit wird der Proberaum von Lachen und der ersten Performance erfüllt. „Ich musste natürlich erstmal gucken, wie die Frauen körperlich drauf sind und wie die Beweglichkeit ist. Aber wir konnten eine Lösung für alle finden“, erklärt Schillinger.

Gesteigertes Interesse

Für sie ist das Projekt mit älteren Menschen eine Premiere: „Bisher habe ich nur mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen gearbeitet. Bemerkenswert war die Natürlichkeit der Frauen, es hat wirklich Spaß gemacht.“ Auch hier startet im März ein Theaterprojekt, das im besten Fall mit einer Aufführung im Februar 2013 enden soll. Karin Driesen hat vorher noch nie etwas mit Theater zu tun gehabt, sie würde aber gerne weitermachen: „Das war richtig gut heute, weil es uns Älteren gemäß ist.“ Die 74-Jährige Elke Wollschläger hat unter anderem 13 Jahre im Seniorentheater Mülheimer Spätlese gespielt und freut sich, endlich wieder in einer Theatergruppe mitmachen zu können: „Danach habe ich seit fünf Jahren gesucht.“ Für den Ringlokschuppen ist der Workshop ab 55 ein Novum. „Doch wir haben ein gesteigertes Interesse daran bemerkt und die Teilnehmerzahlen haben das bestätigt. Der Aktionstag sollte zeigen, was noch alles geht in Mülheim“, so Theaterpädagogin Kathrin Peters.

Neben dem Jugend- und dem Tanztheater gab es am Samstag noch weitere Workshops: Matthias Frense bot ein Chorsprechen ab 55 Jahren an. Kathrin Peters tanzte mit jüngeren Kindern, und Alexandra Zimmer war für Improvisation mit Körper und Stimme ab 30 Jahren zuständig. Am Abend präsentierten die Jungen Performer eine Werkschau. Das Tanztheaterstück „Raus“ – konzipiert von Nicole Schellinger – kam auf die Bühne.