Mülheim. .

Die Deutsche Bahn meldet, knapp ein Drittel ihrer Projekte zum Lärmschutz an nordrhein-westfälischen Bahnstrecken abgeschlossen zu haben. Seit zwölf Jahren läuft das Programm zur Lärmsanierung an Schienenstrecken, die sich durch Wohngebiete schlängeln. Einige Tausend Mülheimer Bürger leiden unter einer Lärmbelastung, die das Umweltbundesamt als gesundheitsgefährdend einstuft. Nur: Allerfrühestens im Jahr 2017 wird die Bahn in Mülheim aktiv werden im Kampf gegen den Lärm.

Belastung auf 6 km

Diese Aussage traf gestern ein Bahnsprecher der NRW-Niederlassung. Am Mittwoch hatte die Bahn verkündet, von den 570 Streckenkilometern, die in NRW in das Lärmsanierungsprogramm aufgenommen sind, rund 31 % saniert zu haben. In den vergangenen Jahren seien auf einer Länge von summiert 55 Kilometern Schallschutzwände gebaut worden. Über den passiven Lärmschutz seien entlang der ausgewählten Strecken mehr als 8700 Wohnungen mit Schallschutzfenstern ausgerüstet worden – mit Fördermitteln, freilich auch mit finanzieller Beteiligung der Hauseigentümer.

Das Verfahren

Das Prozedere für die Lärmsanierung ist fix: Zunächst soll ein schalltechnisches Gutachten häuserscharf ermitteln, wie groß die Sanierungsgebiete rund um die Bahnstrecke zu fassen sind. Hernach werde man, so ein Bahnsprecher, die technische Machbarkeit prüfen, die Kosten ermitteln und die Stadt konsultieren. Wenn das Eisenbahnbundesamt dann einverstanden sei, könne man in die konkrete Planung gehen und später in Bürgerversammlungen Anwohner informieren und weitere Anregungen einholen.

Sechs Kilometer Bahnstrecke, unterteilt in vier Abschnitte, sind in Mülheim ausgemacht für eine Lärmsanierung, für die der Bund - ohne gesetzliche Verpflichtung - bislang jährlich 100 Mio Euro zur Verfügung stellt. In einer Prioritätenliste der Bahn sind die Mülheimer Sanierungsstrecken mit denen aus Oberhausen zusammengefasst und bilden einen von bundesweit insgesamt 226 Schwerpunktbereichen für die Lärmminderung. Die Bahn hat eine Reihenfolge festgelegt, nach der sie die Projekte angehen will. Aufgrund der beschränkten Mittel des Bundes, so der Bahnsprecher, sei „nicht vor 2017, eher später“ mit Lärmschutzaktivitäten in Mülheim zu rechnen.

Sechs Schulen betroffen

Von Lärm betroffene Bürger entlang der viergleisigen Hauptstrecke, die Mülheim mit Essen und Duisburg verbindet, müssen noch lange warten, bis sie ruhiger leben und schlafen können. Betroffen sind viele. Nimmt man die vom Umweltbundesamt festgelegten „gesundheitsgefährdenden“ Lärmwerte von 65 d(b)A tagsüber und 55 d(b)A nachts, sind laut Gutachten, das von der Stadt in Auftrag gegeben wurde, 2470 Bürger tagsüber und 4270 nachts von übermäßigem Lärm des Schienenverkehrs betroffen. Das Eisenbahnbundesamt nennt 1890 beziehungsweise 3250 betroffene Anwohner, an deren Fensterfront gesundheitsgefährdender Lärm ankomme. Auch sechs Schulen sind davon betroffen.

Vier Schwerpunkte

Im städtischen Lärmaktionsplan sind vier Schwerpunkte entlang der Hauptstrecke ausgemacht (von West nach Ost): zwischen A 40 und Siegfried-/Moritzstraße in Styrum, zwischen Aktien- und Eppinghofer Straße, im Abschnitt von Tourainer Ring bis Kreuzfeldstraße sowie zwischen Eppinghofer Bruch und Winkhauser Talweg. Insbesondere in Styrum bestehe Handlungsbedarf, weil dort neben dem Schienen- auch problematisch viel Lärm vom Straßenverkehr ausgeht.

Das Prozedere für die Lärmsanierung ist fix: Zunächst soll ein schalltechnisches Gutachten häuserscharf ermitteln, wie groß die Sanierungsgebiete rund um die Bahnstrecke zu fassen sind. Hernach werde man, so ein Bahnsprecher, die technische Machbarkeit prüfen, die Kosten ermitteln und die Stadt konsultieren. Wenn das Eisenbahnbundesamt dann einverstanden sei, könne man in die konkrete Planung gehen und später in Bürgerversammlungen Anwohner informieren und weitere Anregungen einholen.