Mülheim. .
„Das ist der Glücksfall“, freut sich Michael Kuhlemann, Kurator der Stiftung Sammlung Ziegler im Kunstmuseum. Er deutet auf die Neuerwerbung der Stiftung. Eine Skizze des Malers Max Beckmann (1884-1950). Eine Vorstudie zu seinem bereits im Besitz der Stiftung befindlichen Bild „Holländische Fischer am Strand“ von 1936. Ein Glücksfall, weil die Besucher Skizze und Gemälde nebeneinander an der Wand betrachten können.
Freude scheint auch in finanzieller Hinsicht zu herrschen. Den Preis für die Skizze möchte der Kurator lieber nicht in der Zeitung lesen, aber er scheint zufrieden und erklärt: „Beckmann war einer der wenigen, der schon vor dem Krieg ein internationaler Künstler war.“ Dementsprechend gefragt sind die Werke. „Die Konkurrenz auf dem Markt ist groß, insofern war der Preis sehr verträglich.“
"Kunst wird immer teurer"
Wie sieht es denn generell auf dem Kunstmarkt aus? Kunst werde immer teurer. Der Kurator meint: „Weil immer mehr Leute mit viel Geld in den Markt einsteigen.“ Gilt Kunst als Geldanlage im Zuge der Finanzkrise? „Für viele Leute ist das eine Wertanlage“, meint Museumsleiterin Beate Reese. Die Skizze stammt aus dem Beckmann’schen Nachlass, sie war im Besitz zweier süddeutscher Privatiers, bevor sie die Stiftung beim Auktionshaus Lempertz erwarb.
Die Vorstudie gibt Einblicke in die Arbeit Beckmanns, der im Dritten Reich als entarteter Künstler gebrandmarkt wurde. Eine Strandszene. Auf der linken Seite der Skizze stehen ein Seemann und eine junge Frau, scheinen zugeneigt. Das sieht auf dem fertigen Bild anders aus: Da offeriert der Seemann der Frau einen Fisch, die abgeneigt zurückweist. „Der Fisch stellt die Beziehung zwischen Mann und Frau anders da“, erklärt Kuhlemann. Vom Flirt zur Ablehnung.
Der Fisch taucht bei Beckmann oft auf – als Symbol für Triebhaftigkeit, das Mann-Frau-Verhältnis. So kann man auch die übrigen Gruppen am Strand als verschiedene Rollenbilder verstehen. Ein junges Paar, ein älteres mit Säugling, zwei Kinder. Irgendwo zwischen Freiheit und Getrieben-Sein, zwischen der Weite des Meeres und den engen Maschen des Fischernetzes.
Jahresausstellung in Mülheim