Mülheim.
Die Idee von Designer Hermann Rokitta, auf der stillgelegten Güterbahntrasse der Rheinischen Bahn, startend auf der Brücke über der Ruhr, einen ausrangierten ICE mit Platz für Gastronomie und Gewerbe zu platzieren, ist nicht vereinbar mit den Plänen für den Radschnellweg Ruhr dort. Das ist das Ergebnis einer Prüfung durch die Fachverwaltung. Das Ende für Rokittas Utopie der „Geilen Meile“ muss aber längst nicht das Ende der Überlegungen sein, was im Quartier rund um die alte Güterbahntrasse getan werden kann, um die Innenstadt im Norden zu beleben . . .
Zunächst noch mal zur Idee der „Geilen Meile“, mit der Designer Rokitta durch die Stadt getourt war – und zweifelsohne Eindruck hinterlassen hatte. Ein Hingucker schwebte ihm für die alte Bahnbrücke vor. Belebend, erfrischend, pubertär: Schlafwaggons für Radtouristen, Gastronomie, Existenzgründer, die mit Hilfe von Wirtschaftssenioren Raum finden, ihre Geschäftsideen zu entfalten. Die Innenstadt braucht zu ihrer Belebung einen Anziehungspunkt auch für junge Menschen, schwebt nicht nur Rokitta vor. Die Utopie von der „Geilen Meile“ hatte er mit Jugendlichen entwickelt.
Machbarkeit stand außen vor
Es war eine Idee. Die Machbarkeit stand bei Rokitta & Co. außen vor. Die sollte, per Auftrag der beeindruckten Politik, nun schließlich von der Fachverwaltung geprüft werden. Mit einem Schuss Sarkasmus im Gesichtsausdruck nahm Baudezernentin Helga Sander seinerzeit diesen x-ten Prüfauftrag entgegen, das Ergebnis verkündete nun der Leiter des Amtes für Tiefbau und Verkehrswesen, Klaus-Dieter Kerlisch, kurz und knapp im Planungsausschuss – Ergebnis: nicht machbar!
Kerlisch verwies auf die Planungen des Regionalverbands Ruhr (RVR) für den Radschnellweg Ruhr über die alte Bahntrasse. So plant der RVR durchgängig mit einer Rad- und Fußwegbreite von fünf Metern. Da die Brücke über der Ruhr aber insgesamt nur 8,70 Meter breit sei, so Kerlisch, sei dort kein Platz mehr für einen 4,40 Meter breiten ICE plus notwendiger sechsstufiger Treppenanlage als Einstieg in die Waggons.
"Geile Meile" zu den Akten gelegt
„Dann blieben nur drei Meter“, so Kerlisch. Das reiche nicht, um der erwartet hohen Zahl an Radfahrern und Fußgängern zwischen Hauptbahnhof und künftiger Hochschule gerecht zu werden. Eine Konzeptstudie des RVR kommt zum gleichen Ergebnis: „unvereinbar“. An der Brücke könne es schon ohne Gastronomie oder anderes Nutzungskonflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern geben.
Die „Geile Meile“ scheint damit zu den Akten gelegt. Die Grundidee daraus, mit „abgefahrenen“ Nutzungen zur Belebung der Innenstadt beizutragen, bleibt aber – und wer weiß, vielleicht wird es die „Geile Meile“ oder ein Projekt mit weitaus konsensfähigerem Namen zwar nicht auf, aber in einiger Zukunft mal unterhalb der Bahntrasse geben. Die Entwicklung der 13 Bahnbögen ist ausgemacht, einen Beitrag zur Entwicklung der Innenstadt leisten zu können.
Das Rathaus ist saniert, Ruhrbania wächst: Da ist die Reaktivierung des Rathausmarktes zentrales Thema, die Bahnbögen als Randbebauung und Anknüpfung zum künftigen Radweg aber ebenso im Visier.
Raus aus den Federn
Das Kölner Planungsbüro Dr. Jansen hat in seinem Zwischenbericht für ein „Integriertes Handlungskonzept Innenstadt“ bereits eine Rückholaktion des Wochenmarktes ans Rathaus als zwingend ausgerufen, dem Thema Bahnbögen hat sich die Wirtschaftsförderung angenommen. Kleine Cafés, Ateliers, Dienstlungen kann sich M&B-Chef Jürgen Schnitzmeier dort vorstellen – „mal schauen, was machbar ist“.
Thorsten Kamp, stellvertretender Leiter des Planungsamtes, hofft, über die Bahnbögen und den Rathausmarkt eine Schnittstelle zwischen Radweg und Innenstadt schaffen zu können. Vielleicht ja auch auf die Art, die Mülheimer Architekten als Idee vorschwebe: in den Bahnbögen „coole Studentenwohnungen“ zu schaffen. Quasi nach dem Motto: Raus aus den Federn, rauf auf die Radtrasse und ab zur Hochschule . . .
Gemeinsamer Innenstadtrundgang