Mülheim. .
Als das Kunstmuseum wegen des klammen städtischen Haushaltes im letzten Jahr auf der Kippe stand, zog das nicht nur eine Welle der ideellen Unterstützung aus der Bevölkerung nach sich, sondern es sind private Förderer, Unternehmen und Einrichtungen, die sich für den Erhalt stark machten.
Was die Bereitschaft angeht, „das Haus zu unterstützen, sind wir in diesem und im nächsten Jahr gut aufgestellt“, freut sich Museumsleiterin Dr. Beate Reese. Eine positive Momentaufnahme, wenngleich eine Finanzierung auf freiwilliger Basis kaum Planungssicherheit bedeutet.
Die Stiftung Sammlung Ziegler will sich künftig sogar noch stärker einbringen. „Rückzug ist nicht“, sagt Michael Kuhlemann von der Stiftung Sammlung Ziegler. Schon im letzten Jahr steuerte sie die große Bestandsausstellung „Stille im Lärm der Zeit“ zum Programm bei, eine erfolgreiche Schau. „Wir haben uns vorgenommen, regelmäßig Ausstellungen im Haus zu machen und zu finanzieren“, betont Kuhlemann.
Regelmäßig große Ausstellungen
So soll es turnusmäßig eine kleinere Studio-Ausstellung, „dann aber in aller Regelmäßigkeit, alle drei bis vier Jahre eine große Ausstellung“ geben. 2012 ist im kleineren Format eine Schau zu Franz Marc geplant. 2014 soll dann die nächste große Publikumsausstellung stattfinden. Peu a peu kommen immer wieder Werke der Sammlung Ziegler dauerhaft in die Alte Post, wie kürzlich das Ölgemälde „Auf rotem Tuch“ von Alexej Jawlensky.
Für die wichtige Aufgabe des Sammelns hat das Museum schon seit Jahrzehnten nur einen geringen Ankaufs-Etat von 10 000 €. Da springt der Förderkreis kontinuierlich ein und schenkt Bilder, die in die Sammlung passen. Auch der Mülheimer Kunstverein engagiert sich, bestreitet Programmpunkte wie Matineen, Führungen, Ferienworkshops und stiftet jährlich den Preis für die Mülheimer Künstler.
Um etwas Besonderes zu machen, sind immer mehr Dritte und Sponsoren gefragt: „Wir haben dieses Jahr wirklich sehr viel Förderung erfahren“, freut sich Reese, die auf eine lange Liste verweist: Die fängt an mit dem Landschaftsverband Rheinland, der das große Jugendprojekt „An Ort und Stelle“ finanziert hat. Im Rahmen der Museumspädagogik hat die Stiftung Sammlung Ziegler ein Projekt finanziert für Vorschulkinder und Eltern. „Das wird auch im nächsten Jahr weiterlaufen.“ Förderungen gab’s von der Kunststiftung NRW, der Sparkassen Kulturstiftung Rheinland, der Mülheimer Sparkasse sowie der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda West, die neu mit im Boot ist.
Junges Kunstmuseum ist Vorzeigeprojekt
Aus privater Hand wird das „junge Kunstmuseum“ für drei Jahre mit finanziert. „Das Projekt ,Young Art Experts’ ist ein Vorzeigeprojekt für unser Haus geworden.“ Weil man es schaffe, Jugendliche im schwierigen Alter und mit Migrationshintergrund längerfristig an Kunst heranzuführen.
In der vielfältigen Museumslandschaft sind Publikationen für die Museen, aber auch für die Künstler ein „Muss“. „Kataloge zu Ausstellungen, mit denen man überregional auf sich aufmerksam macht, das sind alles Dinge, die mittlerweile über Dritte finanziert werden müssen“, erläutert Reese. Die Stinnes-Stiftung finanzierte beispielsweise den neuen Museumskatalog.
Trotz aller Unterstützung – Entwarnung ist nicht angesagt. Ein Etat, der schrumpft. Denn nach dem Betriebssicherungskonzept „bekommen wir für Ausstellungen im nächsten Jahr nochmals 10 000 € weniger“, erläutert Reese. Und über einen städtischen Ausstellungsetat von etwa 60 000 € im Jahr dürfte man wohl in anderen Häusern nur müde lächeln. Ein Sicherungsinstrument für das Museum ist die geplante Stiftung des Förderkreises, die erst im Werden ist.
Programm für 2012 steht
Trotz aller Unsicherheit und finanzieller Schwierigkeiten hat das kleine Museumsteam eine Basis geschaffen mit neuen Angeboten, um Mülheimer und Auswärtige zu erreichen. Anspruchsvolle Ausstellungen haben gezeigt, welches Potenzial Mülheim mit seinen hochkarätigen Sammlungen hat.
Das zeigen die Besucherzahlen 2010 mit einem Zuwachs von 10 000 mehr auf insgesamt 25 000. Und selbst nach dem Kulturhauptstadtjahr, „werden wir die Besucherzahl von 20 000 in diesem Jahr halten“, sagt Reese.
Die großen Aufgaben sieht sie darin, „das Museum zukunftsfähig zu machen.“ Denn die kulturelle Bildung bekommt einen immer größeren Stellenwert. Und auch der Kultur-Tourismus ist auf der Überholspur. Jedenfalls können Gäste, aber auch Mülheimer kommen – das Ausstellungsprogramm für 2012 steht.