Mülheim. Der Essener Unternehmer Frank Klein wird im Mai ein Möbelgeschäft im Haus von der Linden eröffnen.

Die ersten Möbel hat Frank Klein bereits auf der Frankfurter Möbelmesse bestellt und ein Vorvertrag ist auch schon geschlossen. „Ein paar Details sind noch offen, aber es gibt kein zurück“, sagt der 49-Jährige, der im Mai an der Schloßbrücke in das Möbelhaus von der Linden einziehen will. Schon seit Ende letzten Jahres steht hier auf dem Maklerhinweis „reserviert“.

Inzwischen sind die Plakate verschwunden. Mit der Schließung des Hauses war eine über 170-jährige Tradition zu Ende gegangen, die einst der 26-jährige Hermann von der Linden am Ruhrufer begründet hatte und die von Gudrun von der Linden in der sechsten Generation aus wirtschaftlichen Gründen beendet werden musste.

Kein optimaler Standort

Strukturveränderungen in der Möbelbranche, aber auch Standortschwierigkeiten wie fehlende Parkplätze und die fehlende Kundenfrequenz seit der Kaufhofschließung waren einige der zentralen Punkte. Woher nimmt Frank Klein den Mut und was will er tun, um seine Geschäft zum Erfolg zu führen?

Dass es kein optimaler Standort ist, weiß Klein, der sich als vorsichtigen Menschen beschreibt. „Was für mich den Ausschlag gab, war Ruhrbania, auch wenn die Ruhrpromenade in der Bevölkerung durchaus umstritten ist“, sagt er. „Wenn demnächst die Leute zwischen Park und Gastronomie am Hafenbecken spazieren gehen, bin ich mit meinem Laden mitten drin.“ Vor allem von Frühjahr bis Herbst sei seine Lage ideal.

Er möchte ein offenes Geschäft führen, vor dem die Kunden keine Schwellenangst haben müssen, und nach Möglichkeit auch sonntags seine Waren präsentieren, ohne sie dann allerdings verkaufen zu können. Er wird aber nicht die kompletten 2000 Quadratmeter in dem 1959 errichteten Gebäude beziehen, sondern auf 300 Quadratmeter im ersten Obergeschoss verzichten.

Wenig Vielfalt

Größter Möbelanbieter ist Bernskötter in Heißen mit 25 000 Quadratmetern Verkaufsfläche und 140 Mitarbeitern. Vor zwei Jahren wurde ein zweiter Standort in Dormagen eröffnet. Im Vergleich mit den großen der Region Ikea, Rück, Kröger, Ostermann und Hardeck ist Bernskötter noch der kleinste. Mit Möbel Lutz aus Österreich ist in Süddeutschland bereits eine neue Größendimension erreicht.
Auch Bernskötter ist wie von der Linden ein Familienunternehmen. Gegründet wurde es vor 124 Jahren in Saarn und wird inzwischen von der vierten und fünften Generation geführt. Die zunehmende Konzentration in der Möbelbranche bedauert Franz-Peter Bernskötter grundsätzlich, weil dadurch Vielfalt verloren geht. Für den Verbraucher sieht er aber auch Vorteile. „Wir sind mit zweistelligen Zuwachsraten auch sehr gut unterwegs“, sagt der Chef. Dass bei von der Linden ein neuer Möbelanbieter einzieht, begrüßt er und fürchtet keinen direkten Konkurrenten. „Der Kunde sieht nicht nur Mülheim, der bewegt sich in der Region“, sagt er.

Das Angebot kam für den gelernten Schreiner, der bis vor zehn Jahren einen Antiquitätenhandel in Heißen an der Paul-Kosmalla-Straße führte, zur passenden Zeit. Stilphase, das Möbelgeschäft, das er in Essen an der Bismarckstraße betreibt, muss er im März aufgeben, weil das gesamte Gebäude verkauft wird.

Parkplätze sind knapp

Auch dort habe er eine schwierige Parkplatzsituation gehabt, habe seinen Kunden aber das Problem erklären können. Er spricht von 1500 Kunden in seiner Kartei, von denen rund 450 aus Mülheim stammen. Ein Vollsortiment hält er auch nicht für machbar. Erfolgversprechend sei nur die Nische, um sich gegen die Größen der Branche und Mitnahme-Möbelhäuser zu behaupten.

Er möchte sich, anders als derzeit in Essen, auf moderne und Massivholzmöbel (mit Glas und Edelstahl) spezialisieren und die Bereiche Wohnen, Essen, Schlafen und Garten abdecken. Auch eigene Entwürfe will er anbieten und mit seinem voraussichtlich fünfköpfigen Team stark auf die Wünsche der Kunden eingehen. In Kooperation mit mehreren, meist im Inland angesiedelten Schreinereien will er maßgeschneiderte Lösungen realisieren. Klein sieht sich im mittleren Preissegment zwischen Discounterangeboten und Luxusartikeln.

Sein Engagement sieht er auf Dauer angelegt und möchte in mehreren Phasen starten. Zur Einarbeitung will er sich zwei Jahre Zeit geben. Mit Beleuchtung, neuen Böden und einer neuen Wandgestaltung möchte er Akzente setzen und eine warme Atmosphäre schaffen. Zum Start wird er sich auf das Erdgeschoss konzentrieren und zum Jahresende dann das Untergeschoss aufwerten, wo einiges zu machen sei. Auch für die weitere Zukunft hat er schon viele Ideen. Zu größeren Investitionen sind die Eigentümer in der schwierigen und verwinkelten Immobilie allerdings nicht bereit.