Mülheim. .
Das 170 Jahre alte Traditions-Möbelhaus Von der Linden an der Leineweberstraße schließt. Behinderungen durch Baustellen und schlechtes Verkehrskonzept sind nach Meinung der Inhaber Schuld.
Und noch ein Traditionshaus in der Mülheimer Innenstadt geht: nach 170 Jahren schließt das Möbelhaus Von der Linden, das seit zehn Jahren von Gudrun von der Linden in der sechsten Generation geführt wird. Der Räumungsverkauf beginnt bereits in dieser Woche. Als Firmengründer Hermann, der sich mit 26 Jahren als Schreinermeister selbstständig gemacht hatte, 1846 am Stammsitz an der Schloßbrücke in drei Schaufenstern „wohnfertige Möbel“ ausstellte, galt das als Sensation. Denn bis dahin war es in Mülheim noch üblich, dass Möbel bei einem Schreinermeister in Auftrag gegeben wurden. Aus den drei Schaufenstern ist inzwischen eine lange Front und einer Verkaufsfläche von 1700 Quadratmetern geworden.
Doch eine Sensation ist das Möbelhaus vis-à-vis dem alten Stadtbad und der Ruhrpromenade schon lange nicht mehr. Die Möbelbranche hat sich grundlegend verändert: Mitnahmemöbel sind gefragt, der Preis zählt und keiner scheut die eigene Montage.
„Von dieser Entscheidung sollte ein Weckruf durch die Stadt gehen“
Neben dieser Marktentwicklung gibt es noch einen anderen Punkt, den die Unternehmerin in einem Schreiben an die Redaktion in den Mittelpunkt rückt: Die Verödung der Innenstadt. Angefangen habe es mit dem Umbau der Verkehrsführung rund um den Kaufhof. „Wir haben jetzt seit drei Jahren massivste Behinderungen durch viele Baustellen in der Innenstadt von der Gleisverlegung bis zur Kanalerneuerung“, klagt sie. Sie habe gehofft, dass danach alles in neuem Glanz erstrahle und dies einige Kunden, die sich inzwischen anders orientiert hätten, wieder zurückbringe.
Doch diese Erwartung habe sich nicht bestätigt. Im Gegenteil. „Mit der Fertigstellung des neuen Verkehrskonzeptes ist die Innenstadt noch schlechter und mit noch höherem Zeitaufwand erreichbar als je zuvor“, kritisiert sie. Für die Fachgeschäfte sei aber eine gute Erreichbarkeit überlebenswichtig. Ihr Onkel und Vermieter Wolfgang von der Linden hält es für einen Irrwitz, dass die Hauptachse, die Leineweberstraße, nur in einer Richtung befahrbar sei. „Das gibt es in keiner anderen Stadt“, sagt er und hofft. „Von dieser Entscheidung sollte ein Weckruf durch die Stadt gehen.“ Dass seine Nichte das Handtuch wirft, kam für ihn überraschend. Noch im Juli habe man in das Haus investiert. Noch ist er zuversichtlich für die bis zu 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche einen Mieter zu finden. Eine Teilung der Flächen in dem verschachtelten Gebäude sei denkbar. Es müsse nicht unbedingt ein Möbelhändler sein, aber der Kollegenkreis sei groß.