Mülheim. .
Der Zeuge hat sichtlich Spaß. „Ich hab ein wunderbares Auto gesehen“, schwärmt der 67-jährige Rentner aus Mülheim gestern strahlend vor der V. Strafkammer des Essener Landgerichtes. Das Auto, das ihn derart begeistert, ist eine gold-silber schillernde Maserati Limousine, die er am Morgen des 18. Juni 2009 nicht weit vor seinem Küchenfenster entdeckte.
Mit diesem Aufsehen erregenden Wagen sollen zwei Bankräuber angereist sein, die an jenem Morgen die Volksbank an der Aktienstraße überfallen und 73 000 Euro erbeutetet haben sollen. Auf der Anklagebank müssen sich ein Gelsenkirchener (29) und ein Essener (25) wegen schweren Raubes verantworten.
Die Zeugen erinnern sich
„Ich war sofort begeistert“, schildert der Rentner weiter seine Freude über die Limousine, die er nie zuvor gesehen habe. Er verfolgte damals, was weiter draußen vor sich ging. Ein Mann sei ausgestiegen, beobachtete er und vermutete, das müsse ein Architekt oder Bauingenieur sein. „Er hat schon da rein gepasst“, so sein Eindruck vom Mann hinterm Steuer. Der Fahrer sei kurz weggegangen, zurückgekommen und habe im Wagen gewartet. Wenig später, so der Zeuge, sei ein anderer Mann mit Pistole in der erhobenen Hand erschienen. Der Rentner bekam Angst: „Ich habe mich erstmal abgeduckt“, sagt er. Mit Hilfe seiner Tochter notierte er dennoch das Kennzeichen. Nachdem der zweite Mann „rein ins Auto, hopp, hopp und weg“, mit quietschenden Reifen verschwunden sein soll und er bei der Polizei keinen Anschluss bekam, sei er auf Pantoffeln zur Volksbank gelaufen, um das Kennzeichen des Maserati zu melden. Südländisch sahen die Männer aus, weiß er noch. Die Angeklagten erkennt er nicht.
„Es kam mir vor wie Stunden“, erinnert sich eine 46-jährige Mülheimerin an jene schrecklichen Minuten des Überfalls. Mit ihrer hochschwangeren Tochter war sie dabei. „Wir kamen gerade von einer Untersuchung beim Frauenarzt“, berichtet die Zeugin. Sie wollten noch kurz in der Bank Geld abheben. Plötzlich, so schildert die 46-Jährige, habe sie eine Pistole neben sich gesehen. Dann der Befehl: „Alles hinlegen, Banküberfall.“ Da ihre Tochter, im achten Monat schwanger, sich nicht habe auf den Bauch legen können, legte sie sich zum Schutz über sie. „Meine Tochter schrie, hatte Angst um ihr Baby“, erinnert sich die 46-Jährige an die entsetzliche Situation. Ihre Tochter habe das alles „sehr schwer verarbeitet.“ Sie musste psychologisch betreut werden. Wenn auch drei Wochen zu früh, brachte sie ein gesundes kleines Mädchen zur Welt.
Der Prozess wird fortgesetzt.