Mülheim/Essen. . Notrufe aus Essen und Mülheim landen hier - in der Leitstelle des Polizeipräsidiums Essen/Mülheim. Technik und Koordination ermöglichen ein rasches Eingreifen. Auch auf Großeinsätze ist man vorbereitet - in Zusammenarbeit mit anderen Behörden.
Wer sich in Mülheim oder Essen befindet und die 110 wählt, landet bei einem der diensthabenden Beamten der Leitstelle im Polizeipräsidium Essen/Mülheim. Das moderne Großraumbüro mit zehn multimedialen Arbeitsplätzen liegt im hinteren Teil des ehrwürdigen Gebäudes in Essen-Holsterhausen. Von hier aus werden – rund um die Uhr – alle polizeilichen Einsätze in beiden Städten verteilt und koordiniert. Von der zugeparkten Garage bis zum Banküberfall mit Geiselnahme.
Der Dienstgruppenleiter, also der Chef einer Schicht, wäre, bei einem größeren Ereignis, auch so lange der verantwortliche Einsatzleiter, bis eine Fachabteilung übernimmt. Viel Verantwortung also für die 38 Beamten und drei Beamtinnen – und viel Arbeit, die im Dreischichtendienst zu erledigen ist.
Natürlich gibt es in der Einsatzleitstelle auch Phasen, die mal ein bisschen ruhiger sind, aber im Großen und Ganzen herrscht zwischen 8 und 24 Uhr Hochbetrieb. „Das hängt“, erklärt der Dienstgruppenleiter Reinhold Ullrich, „auch mit den langen Ladenöffnungszeiten zusammen.“
Schaltkonferenz bei Großeinsätzen
Der Geräuschpegel ist niedrig, auch, wenn jeder Arbeitsplatz besetzt ist. Jeder Beamte sitzt vor reichlich Kommunikationstechnik: Drei Bildschirme hat auch Walter Füth vor sich, Funk- und Telefonleitungen arbeiten PC-unterstützt: Er kann sehen, wo welches Streifenfahrzeug gerade im Einsatz ist. Jeder Einsatz wird genau dokumentiert.
Einem Anrufer, der vielleicht nicht genau weiß, wo er sich gerade befindet, kann Füth über eine präzise Karte Hinweise geben, um zu ermitteln, wohin die Kollegen fahren müssen. Walter Füth und seine Kollegen nehmen nicht nur die Notrufe entgegen und hören den Funkverkehr mit, sie bedienen alle auch noch eine „normale“ Telefonleitung, etwa für polizeiliche Anfragen von auswärts. Und Extra-Kanäle gibt es, über die die Polizei mit der Feuerwehr, der MVG oder den Gas- und Wasserversorgern spricht – etwa, wenn ein Bürger einen Tagesbruch oder ein Leck in einer Leitung gemeldet hat.
Bei größeren Einsätzen werden die Leitstellen verschiedener Polizeibehörden zusammengeschaltet. Walter Füth erinnert an die Fahndung nach den Aachener Ausbrechern Michael Heckhoff und Peter Michalski, wobei die Kölner Behörde die Federführung hatte und beide Leitstellen sozusagen „zusammen funkten“. Heckhoff wurde dann bekanntlich in Mülheim festgenommen.
Lehrgänge bereiten vor
Wer den Notruf wählt, ist selten entspannt. Polizistinnen und Polizisten in einer Einsatzleitstelle haben es oft mit nervösen, ängstlichen, aufgeregten, vielleicht auch aggressiven Anrufern zu tun. Sie müssen manchmal – beim Orkan „Kyrill“ war das so – äußerst viele Notrufe in kurzer Zeit bewältigen. Für ihre Arbeit werden sie auf besonderen Lehrgängen vorbereitet.
Auch der Bürger sollte sich bei seinem Anruf ein bisschen vorbereiten: Denn damit die Polizei helfen kann, muss sie möglichst genau wissen, was, wo und wann passiert ist. Dienstgruppenleiter Reinhold Ullrich betont, dass jeder, der Hilfe benötigt, unbedingt den Notruf wählen sollte. „Wenn man Hilfe braucht, heißt das ja nicht immer gleich auch Überfall und Krankenhaus“, sagt er. „Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig anrufen.“
Das gelte eben auch, wenn man eine verdächtige Beobachtung macht. Wenn die ausgerückte Streife dann feststellen sollte, dass der „Einbrecher“ der Nachbar im Kapuzenpulli ist, der nur vergessen hat, vor dem Joggen seinen Schlüssel einzustecken, habe das hinterher keine negativen Konsequenzen für den Anrufer. „Die Polizei arbeitet für die Bürger ja umsonst“, schmunzelt Reinhold Ullrich. Ein Anruf bei der Polizei kann auch Straftaten aufklären oder gar verhindern helfen: Nicht nur das Einbruchsdezernat ist darauf angewiesen, dass sich aufmerksame Zeugen melden.