Mülheim. .

Während die meisten Unternehmen lieber ab­warten, ob der erhoffte Aufschwung wirklich kommt, wagt der Weltmarktführer un­ter den Chemiehändlern den Gang an die Börse. Mit dem Geld will der Konzern seine Marktführerschaft ausbauen.

Von Wirtschaftskrise ist im Brenntag-Hochhaus gleich neben der A 40 wenig zu spüren. Während die meisten Unternehmen lieber ab­warten, ob der erhoffte Aufschwung wirklich kommt, wagt der Weltmarktführer un­ter den Chemiehändlern heute den Gang an die Börse.

Bis zum 26. März bietet Brenntag bis zu 14,95 Millionen Aktien in einer Preisspanne von 46 bis 56 Euro an. Das Unternehmen will insgesamt bis zu 837 Millionen Euro bei Investoren einsammeln. Bei Brenntag stammen 10,5 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung, so dass zwischen 483 und 588 Millionen Euro beim Börsengang in die Firmenkassen fließen würden.

„Interessante Möglichkeiten für Zukäufe“

Mit dem Geld will der Konzern seine Marktführerschaft ausbauen. „Wir sind stark über Akquisitionen gewachsen. Weltweit startet die Konsolidierung gerade erst richtig und es gibt interessante Möglichkeiten für Zukäufe“, sagte Brenntag-Vorstand Jürgen Buchsteiner im Gespräch mit dieser Zeitung. Seit 2007 übernahm Brenntag 21 Firmen.

Mit diesem Wachstum geht der Konzern mit seinen weltweit 11 000 Mitarbeitern nun an die Börse. 2008 erzielte Brenntag mit 481 Millionen Euro einen Rekordgewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) und konnte ihn im Krisenjahr 2009 mit 477 Millionen Euro knapp hal­ten. Das Ergebnis hat sich in den­ letzten fünf Jahren nahezu verdoppelt.

Allein beim Umsatz machte sich die Krise bemerkbar. Er sank von 7,4 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf 6,4 Milliarden Euro 2009. „Unsere Kunden haben ihre Bestellmengen reduziert, weil sie ihre Lager abbauten“, meint der Finanzchef. Das Konzept von Brenntag hält Buchsteiner für „krisenfest“. Über Niederlassungen in 62 Ländern kauft der Distributeur Chemikalien in großen Mengen ein, in Deutschland etwa von BASF und Bayer. Die Niederlassungen liefern die Chemikalien in den Mengen aus, die die 150 000 Kunden bestellt ha­ben. Zum Beispiel Zitronensäure für die Getränke- oder Natronlauge für die Metall- und Autoindustrie. Brenntag hat 10 000 Chemikalien und liefert jährlich 33 Millionen Chargen aus – Durchschnittswert 2000 Euro.

In dieser Kleinteiligkeit sieht Vorstand Buchsteiner eine Stärke. „Wir sind von den Entwicklungen in einzelnen Regionen und Branchen weitestgehend unabhängig.“ So mache Brenntag mit den zehn größten Kunden weniger als vier Prozent des Umsatzes, und die zehn umsatzstärksten Produkte spiegelten nur 17 Prozent des Umsatzes wider.

Zahlen, die Investoren überzeugen sollen. Laut Buchsteiner ist der Haupteigentümer, die Beteiligungsgesellschaft BC Partners, bereit, Ak­tien im Wert von 750 Millionen Euro am Markt zu platzieren. Minderheitsanteile an Brenntag halten derzeit Bain Capital und Goldman Sachs. Der Hauptgesellschafter BC Partners hatte Brenntag erst Anfang 2009 mit 40 Millionen Euro zusätzlich ausgestattet.