Mülheim. .

Kaum ist öffentlich, welche Ampeln die Stadt für entbehrlich hält, regt sich vor Ort Widerstand. Ein Besuch an einem der auserwählten Orte; die Fußgängerampel Mühlenstraße, Ecke Springweg in Dümpten als Fallbeispiel.

Wie berichtet, stehen auf der Streichliste zehn Ampeln, die die Stadt nach Absprache mit der Polizei glaubt kurzfristig abbauen zu können, ohne dass Verkehrssicherheit eingebüßt wird. Dazu zählt besagte Ampel an der Mühlenstraße. Die Stadt glaubt, hier mit einer Querungshilfe auszukommen.

Wie dies genau aussehen könne, so Verkehrsplaner Roland Jansen, sei noch auszuarbeiten. Es werde wohl einen Ze­brastreifen geben, eventuell in Verbindung mit sogenannten „Nasen“ an den Bürgersteigen, um die Fahrbahn zu verengen, vielleicht mit Mittelinsel. Im kommenden Jahr werde man der Politik peu à peu Vorschläge zu den zehn Ampeln machen.

Die Ampel - nötig?

Pia Kattler betreibt direkt an der Ampel am Mühlenweg einen Kiosk und ist gar nicht begeistert. Kattler zählt auf: gegenüber das Wichtelhaus, eine städtische Kita, den Springweg hoch die Wilhelm-Busch-Förderschule, dazu eine Wohnstätte für Menschen mit geistiger Behinderung der Lebenshilfe und eben die viel von Gesamtschülern genutzten Bushaltestellen... Zwischen 6.30 und 8.30 Uhr und ab 15.30 Uhr wieder sei richtig was los auf den Bürgersteigen. Die Ampel: nötig!

Sonst wäre sie in den 70er-Jahren wohl kaum aufgestellt worden, sagt Bernd Lüllau vom Dümptener Bürgerverein. Er rät der Stadt, „genau zu recherchieren, warum die Ampel gebaut wurde“. Heute, da deutlich mehr Autos unterwegs seien, gebe es wohl noch mehr Gründe für die Ampel als seinerzeit.

Anwohner Manfred Hendel erinnert sich, dass auch ein Unfall, von dem ein Mädchen einst schwere Behinderungen davongetragen habe, die Ampel begründet habe. Ist hier nicht gar eine Frau ums Leben gekommen?, fragt Pia Kattler. Damals habe es nur einen Zebrastreifen gegeben.

Schon 142 Unterschriften

Zwar gilt im Bereich der Kita Tempo 30, doch regelmäßig rauscht Verkehr schneller vorbei. Auch Busse, so Hendel. Manche würden hier fahren „ohne Rücksicht auf Verluste“. Kiosk-Besitzerin Kattler pflichtet ihm bei: „Hier rasen die Schwertransporter her, dass die Gläser im Schrank wackeln.“ Sie hat eine Unterschriftenliste gegen den Abbau der Ampel ausgelegt. In zwei Tagen waren schon 142 Unterschriften beisammen.

Verkehrsplaner Jansen versichert, die Sorgen ernst zu nehmen. Man werde die Politik auf Bedenken von Anwohnern hinweisen, wenn man ihr alternative Pläne vorstelle. Jansen machte aber deutlich, dass er eine Fußgängerampel nicht immer für die beste Lösung hält: „Kinder haben nicht immer die Geduld, auf die Ampel zu warten, und rennen über Rot.“ Da seien sie durch Zebrastreifen oder Mittelinsel besser geschützt.