Mülheim. .

Sie fahren schon mal, sagen wir, mit dem Auto recht zügig an den Stellen, wo Sie glauben, keiner schaut hin? Sie haben keine Zeit an Mülheims scheinbaren Endlos-Ampeln lange Wartezeiten einzulegen und gehen bei Rot schnell über die Straße? Dann könnte die Eile künftig für Sie teuer werden.

Die Polizei kündigt an, durchzugreifen, Verwarn- und Bußgelder auch gegen Radfahrer und Fußgänger zu verhängen. Ab heute geht’s los, im Blick die Raser. Dabei will die Polizei nicht das Weihnachtsgeld der Behörde aufbessern, sondern Unfallzahlen reduzieren. Die steigen deutlich, auch in Mülheim.

Viele Unfälle

Leineweberstraße: Auf dem Gehweg prallen ein Radfahrer und ein Fußgänger zusammen.

Mellinghofer Straße: Ein Radfahrer gerät zwischen einen Sattelschlepper und stirbt.

Friedrich-Ebert-Straße: der dritte Unfall innerhalb weniger Tage, ein Jugendlicher überquert bei Rot die Ampel und kollidiert mit der Straßenbahn.

Mendener Straße: Ein Pkw erfasst einen Radfahrer, als der die Straße überquert. Der Radfahrer stirbt.

Schildberg: Eine Seniorin überquert offenbar bei Rot die Ampel, wird vom Pkw erfasst und schwer verletzt.

Die Aufzählung ließe sich weit fortsetzen. Vor allem die Schwere der Unfälle, gerade mit Fußgängern und Radfahrern, bereite Sorgen, sagt Polizeisprecher Peter Elke. Die hohe Geschwindigkeit spiele dabei oft eine entscheidende Rolle, aber eben auch die Tatsache, dass sich Fußgänger zunehmend nicht an Verkehrsregeln hielten. Zehn Todesfälle im Straßenverkehr gab es bisher in diesem Jahr im Polizeibezirk Mülheim/Essen, die Zahl der Verletzten und Schwerverletzten liege deutlich höher, heißt es.

Über Monate will die Polizei Geschwindigkeitskontrollen vornehmen, täglich Standorte wechseln, auch mehrmals am Tag. Erstmals wird sie dazu Streifenwagen mit Radartechnik ausstatten. „Wir werden überall dort stehen, wo man meint, schneller fahren zu können und wo man uns nicht vermutet. Es muss kein Unfallschwerpunkt sein“, sagt Elke und nennt etwa die Mendener Brücke, die Nord-Brücke, die Weseler Straße, die Mintarder- oder auch die Mendener Straße. Jeden Abend um 22 Uhr will die Polizei Radarstellen des folgenden Tages auf ihrer Homepage im Internet bekannt geben – aber nicht alle.

Kreuz und quer

Haben die Beamten bisher oft Temposünder sofort angehalten, mit ihnen geredet, erklärt und in der Zeit die Kameras gestoppt, so sollen nun die Messungen durchlaufen. Wer zu schnell war, bekommt Post von der Polizei. Mehr Personal wird die Polizei für all das nicht einsetzen können, und es wird auch nicht mehr Wagen geben. Der Aufgabenschwerpunkt wird verlagert.

Dass Fußgänger angehalten, angesprochen, verwarnt wurden oder gar ein Bußgeld erhielten, war die große Ausnahme. Auch das werde sich ändern müssen, kündigt die Polizei an. „Der Fußgänger ist neben dem Radfahrer der schwächste Verkehrsteilnehmer, aber auch einer, der sich leider sehr oft falsch verhält“, sagt Elke und weiß: Geld kann weh tun. Die Leute gingen kreuz und quer über die Straßen, missachteten Ampeln. Gerade in der Innenstadt sei dies oft zu beobachten. „Wir werden massiv dagegen halten und werden auch versuchen, die Fußgänger so zu sensibilisieren, dass sie abends auffällige Kleidung tragen.“ Dunkel im Dunkeln – auch das sei ein großes Risiko.