Mülheim. .
Diese Neuerscheinung gehört an der Ruhr traditionell zur Adventszeit: Eben ist das Mülheimer Jahrbuch 2012 herausgekommen, das diesmal eine musikalische Zugabe umfasst.
Erste Ausgabe 1940
Die beiliegende CD dokumentiert einen Live-Mitschnitt des Festivals „Rock das Dach“, welches Ende Mai über die Freilichtbühne an der Dimbeck ging. Vier hoffnungsvolle Bands präsentieren sich hier mit insgesamt 17 Stücken. „Wir wollen auf diese Weise die junge Szene unterstützen“, sagt Walter Schernstein, dem auch in diesem Jahr wieder die Fotografie für den Jahresband und dessen Redaktion oblag.
Es ist schon das 67. Buch, das nun zum zweiten Adventswochenende in die Läden kommt. 1940 war die erste Ausgabe in Gestalt eines „Heimatkalenders“ erschienen. In den Kriegsjahren fielen einige Fortsetzungen aus. Bis heute erhalten hat sich die Kalendertradition: die Zahl des kommenden Jahres auf den Titel zu schreiben. Daher liegt nun im Dezember 2011 das „Jahrbuch 2012“ vor. Mit 30 inhaltlich breit gefächerten Beiträgen, die nahezu 270 Seiten füllen.
Schaufensterwettbewerb und Benefiz-Kochrunde mit Promis
Der Bericht über „Rock das Dach“ ist längst nicht der einzige Text, in dem junge Leute zentrale Rollen spielen. Es gibt beispielsweise einen reich bebilderten Report über Frauen- und Mädchenfußball in der Stadt oder eine Begegnung mit den „Young Art Experts“, die im Kunstmuseum mobil machen.
Wer den 1. Mülheimer Schaufensterwettbewerb verpasst hat oder spannend fand: Hier wird er in bunten Szenen noch einmal lebendig. Gleiches gilt für die Benefiz-Kochrunde mit Prominenten im Ratskeller: Zu den an jenem Abend live zubereiteten und verzehrten Gerichten werden Rezepte mitgeliefert. „Pannschlaat mit mölmscher Blutwurst“, beispielsweise.
Kein Zuschussgeschäft für die Stadt
Das Jahrbuch, in dem gerne Akteure über ihre eigenen Projekte schreiben, hat teilweise den Charakter einer Imagebroschüre. Dies gehört zum Konzept. Breiten Raum, fast 20 Seiten, nehmen Berichte über Angebote des Evangelischen Krankenhauses ein. „Das EKM gehört zu denen, die eine große Zahl von Jahrbüchern abnehmen“, erklärt Walter Schernstein den Zusammenhang.
Übrigens sei der Band in der Produktion kein Zuschussgeschäft für die Stadt, heißt es im Presseamt. Sondern er trage sich durch Buchverkäufe („es ist ein Sammelobjekt geworden“) sowie Anzeigen.
Freizeitvergnügungen in Mülheim vor hundert Jahren
Unverzichtbar für stadtgeschichtlich interessierte Leser sind Beiträge, wie sie auch der aktuelle Band vor allem in der zweiten Hälfte bietet. Dr. Kai Rawe, Leiter des Stadtarchivs, geht hier etwa den Freizeitvergnügungen in Mülheim vor hundert Jahren nach („Auf zur Alhambra!“), an anderer Stelle begibt man sich auf Spurensuche entlang des Heuweges oder besucht den Bauernhof Felchner.
Der kürzeste Beitrag kommt mit zwei Buchseiten aus: „Hausschlachtung in Mülheim um 1935“ ist auch wirklich ein spezielles Thema. Es wird gleichwohl Leser finden.