Berlin. .

Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Christine Bergmann (SPD), hat zum Abschluss ihrer Tätigkeit eine gemischte Bilanz gezogen. „Viele Betroffene leiden noch immer unter den Folgen des Missbrauchs und benötigen dringend Hilfe bei Therapie und Beratung“, sagte Bergmann am Dienstag in Berlin. Ihre Arbeit sei nur der erste Schritt gewesen. Nun liege die Umsetzung ihrer Empfehlungen in der Verantwortung der Bundesregierung.

Bergmann war im März vergangenen Jahres als unabhängige Beauftragte zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs eingesetzt worden, nachdem zahlreiche Fälle von Missbrauch in Schulen, Sportvereinen und anderen öffentlichen Institutionen bekannt geworden waren. Bergmanns schuf eine Anlaufstelle für Betroffene, um Missbrauchsfälle in Familie und Institutionen aufzuarbeiten. Außerdem sollte sie Vorschläge entwickeln, wie Opfern geholfen werden und wie Missbrauch in Zukunft verhindert werden kann.

Prävention und Beratungsangebot haben sich verbessert

Positiv bewertete die ehemalige Familienministerin, die ihre Tätigkeit am 31. Oktober beendet, die erreichten Fortschritte bei der Prävention von Missbrauch. Hier seien Leitlinien und Normen für Institutionen erarbeitet wurden.

Außerdem gebe es erste Ansätze für alternative Therapieformen für Betroffene und für ein verbessertes Beratungsangebot. „Das Wichtigste ist jedoch die Umsetzung der Empfehlungen“, hob sie hervor. Defizite sah Bergmann weiterhin bei Hilfsangeboten für männliche und behinderte Betroffene, außerdem für Menschen, die auf dem Land leben. Sie mahnte zudem eine zügige Reform des Opferentschädigungsgesetzes an.

Nachfolge tritt am 1. November an

Rund 22.000 Anrufe und Briefe erhielt Bergmanns Anlaufstelle bis zum Ende des vergangenen Monats. Rund zwei Drittel wurden nach eigenen Angaben selbst missbraucht, etwa 95 Prozent dieser Fälle berichteten von schwerem, fortgesetzten Missbrauch.

Bergmann betonte, die Beschäftigung mit den Betroffenen habe für sie im Mittelpunkt ihrer Aufgabe gestanden. Sie kündigte an, dass eine unabhängige Nachfolgestelle am 1. November ihre Arbeit aufnehmen werde. Für Kontinuität sei deshalb gesorgt. Der Runde Tisch Kindesmissbrauch der Bundesregierung, dem Bergmann berichtet hatte, wird am 30. November zum letzten Mal tagen und seinen eigenen Abschlussbericht der Bundesregierung vorlegen. (afp)