Mülheim. Bischof Franz Grave hat sich in Mülheim vor der Kolping-Familie vehement für einen arbeitsfreien Sonntag eingesetzt. Nicht nur die Gelegenheit zur Ruhe und Besinnung, sondern auch das Zusammenkommen in der christlichen Gemeinde soll gefördert werden.

Ein klares Bekenntnis zum Sonntag nicht nur als arbeitsfreien Tag, sondern als christlichen Feiertag hat der emeritierte Weihbischof Franz Grave abgelegt.

„Der Sonntag ist ein Tag der Gemeinschaft. In der Eucharistie-Feier manifestiert sich dieser Gemeinschaftstag. Jeder Sonntag ist die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn.“ Man könne den Sonntag nicht von der Eucharistiefeier trennen, betonte Weihbischof Grave vor rund hundert Zuhörern der Kolping-Familie Stadtmitte-Heimaterde im Pfarrsaal von St. Theresia an der Max-Halbach-Straße. Das Motto der Veranstaltung: „Rettet den Sonntag!“

Indirekt wandte sich der Geistliche gegen zahlreiche verkaufsoffene Sonntage, sonntägliche Trödelmärkte oder ähnliche Veranstaltungen, die vom eigentlichen Sinn und Zweck des Sonntags ablenkten. Die Gesellschaft „habe einen mächtigen Rutsch in die Unverbindlichkeit und die Gleichgültigkeit gemacht.“ Grave wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Landesverfassung die Sonntagsruhe gesetzlich schütze. „Der Sonntag ist ein Ruhetag. An diesem Tag setzt die Arbeit aus.“

Besinnung anstelle von Ökonomie

Die Unverbindlichkeit und Gleichgültigkeit allzu vieler christlicher Mitbürger drücke sich auch darin aus, dass im Bistum Essen laut Kirchenstatistik nur noch 9,2 Prozent aller Katholiken die Sonntagsmesse besuchten. Grave: „Wir gehen mit dem Sonntagsgebot sehr lasch um. Wenn wir um eine Reform der Kirche ringen und den Dialogprozess in unserer Kirche fortführen, müsse es bei dieser Reform auch um die Frage gehen: Wie hältst Du es mit dem Sonntagsgebot?“

Aufgabe der christlichen Kirchen sei es, „unser Sonntagsprofil zu halten“. Dagegen könne es den Kirchen nicht darum gehen, „sich in unserer uns umflutenden ökonomischen Welt anzupassen.“ Grave: „Die ökonomischen Kräfte des Menschen können nicht ins Unendliche gehen. Der Mensch braucht am Sonntag Ruhe, auch zum Nachdenken und zur Besinnung.“ Natürlich brauche der Mensch sicher auch die Arbeit. Aber: „Die Vorstellung, dass nur der beschäftigte Mensch ein glücklicher ist, ist falsch. Denn der Mensch ist auch auf Zuwendung und Liebe angewiesen.“ Insofern sei der Sonntag eine „Investition in die Menschlichkeit“.

Der Sonntag sei der Tag des christlichen Zusammenseins

Zum Menschsein gehöre auch das Zusammensein, das gemeinschaftliche Feiern, etwa in Messe und Gottesdiensten. Dafür sei der Sonntag vorgesehen. Es kommt darauf an, dass wir die Türen der Kirchen offen halten und den Christen den Wert des Gottesdienstes stärker zeigen. Nur Überzeugte können überzeugen. “

Nach Auffassung von Weihbischof Grave leben die Christen heute vielfach in einer Diaspora: „Gerade dann aber ist die Gemeinschaft, die Zusammenkunft der Christen wichtig.“ Bei der Verteidigung des Sonntags als ein christlicher, arbeitsfreier Feiertag gehe es auch um die Sicherung der eigenen christlichen Identität, so Grave. Klare Positionen, die die Kolping-Familie auf der Heimaterde mit viel Beifall aufnahm.