Mülheim. .
Bäume sind nicht nur gut fürs Klima, sie hübschen auch das Stadtbild auf. Müssen sie gefällt werden, entstehen unschöne Lücken. Über 100 solcher Grünlücken klaffen derzeit im Stadtgebiet. Und es werden immer mehr. Doch um diese mit Nachpflanzungen zu füllen, fehlen der Stadt im Nothaushalt schlicht die finanziellen Mittel – kein Geld, kein Wachstum.
„Wenn keine Auflage besteht, einen Baum zu ersetzen, kann auch nicht nachgepflanzt werden“, erklärt Sylvia Waage, Leiterin des Amtes für Grünflächenmanagement und zuständig für rund 45 000 einzeln stehende Bäume in der Stadt. Stirbt ein Baum etwa durch Krankheit oder einen starken Sturm und muss gefällt werden, gibt es keine rechtliche Verpflichtung, Ersatz zu pflanzen. Vor der Nothaushaltslage wurden noch Mittel für neue Zöglinge zur Verfügung gestellt, heute geht das nicht mehr.
Hindernis Haushaltssperre
Das Hindernis lautet Haushaltssperre: Denn laut Gemeindeordnung darf die Stadt nur noch Aufwendungen leisten, zu denen sie gesetzlich verpflichtet, oder für Aufgaben, die unaufschiebbar sind. „Baumpflanzungen sind aber aufschiebbar“, erklärt Sylvia Waage. Soll heißen: keine Pflicht, kein Geld für neue Pflanzen. So entstehen immer mehr Lücken in Baumreihen, die kaum noch geschlossen werden können und auf deren Brachflächen nichts mehr wächst.
Anschaulich wird dies am Beispiel der Schmitzbauerstraße in Eppinghofen: „Hier mussten wir neun Kastanien fällen, die mit Bakterien befallen waren“, sagt Alexander Efker, der das Baumlückenkataster im Amt für Grünflächenmanagement betreibt. Auf dem Straßenstück zwischen Aktien- und Hügelstraße wurde abgeholzt, Anwohner müssen erst einmal mit der Kluft leben. „Es sei denn, die Bezirksvertretung 2 stellt finanzielle Mittel zur Nachpflanzung bereit“, erklärt Sylvia Waage. Ohne gesetzliche Ersatzpflicht liegt also die Entscheidung bei der Politik, ob nachgepflanzt wird oder nicht.
Immerhin kostet die Pflanzung eines einzelnen Baumes etwa 400 Euro. Bei einer ganzen Gruppe, wie im Fall Schmitzbauerstraße, summieren sich die Kosten dann auf über 3000 Euro. In der kommenden Sitzung der BV 2 am 8. November soll die Entscheidung fallen, ob neun neue Säuleneichen an der Schmitzbauerstraße gepflanzt werden oder nicht.
Mehr als 100 Bäume müssten in Mülheim nachgezogen werden
Ähnlich löchrig sehe es auch in den anderen Stadtbezirken aus: „An der Gneisenau- oder an der Oberstraße haben wir ähnliche Lücken“, zählt Alexander Efker auf. Ohnehin, über 100 Bäume müssten in Mülheim nachgezogen werden. Nur zehn davon konnten bereits ersetzt werden – dort bestand die rechtliche Auflage. Nachzüchten kann die Stadt auch dann, wenn das Geld aus anderen Kanälen stammt. Beispiel Baumaßnahme: „Muss ein Bauträger Bäume für seine Maßnahme fällen, ist er verpflichtet, den Wert zu ersetzen“, erklärt Waage. Von diesem Geld könne an anderer Stelle in der Stadt gepflanzt werden. Auch bei einem Unfall mit Baumschaden sei es üblich, dass dem Verursacher die Kosten in Rechnung gestellt und von diesem Geld nachgepflanzt werde. „Dies ist in diesem Jahr aber erst zweimal der Fall gewesen – an der Kölner und der Weseler Straße“, weiß Alexander Efker.
Sylvia Waage findet es schade, dass sich die Stadt im Moment nicht mehr Grün leisten kann, das Klima und das Aussehen Mülheims darunter leidet. Daher hofft die Amtsleiterin nun auf den guten Willen der politischen Gremien – dass sie Geld für mehr Wachstum bereitstellen.