Essen. .
Ende der 90er Jahre wucherte das Grün in Essen. Die drastischen finanziellen Einschnitte in der städtischen Grünpflege könnten in diese Zeiten zurückführen. Am Erscheinungsbild der Stadt wird es jedenfalls nicht spurlos vorüber gehen.
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„Es wird anders“, sagt Bernd Schmidt-Knop und fügt hinzu: „Unsere Ressourcen reichen nicht mehr aus, um den Standard, den wir heute gewohnt sind, zu erhalten.“ Für den Leiter des Eigenbetriebes Grün und Gruga, der für gewöhnlich lieber leise Töne anschlägt, sind dies bemerkenswerte Worte. Die städtische Grünpflege steht vor drastischen finanziellen Einschnitten. So viel steht fest: Am Erscheinungsbild der Stadt wird dies nicht spurlos vorüber gehen.
Wer sich heute bereits ein Bild davon machen möchte, was da auf die Stadt zukommt, muss nur in seinem Gedächtnis kramen. Ende der 90er Jahre wucherte das Grün allerorten, wirkten Grünanlagen und Grünstreifen ungepflegt und verwahrlost. Die CDU-Kampagne für eine saubere Stadt, die Wolfgang Reiniger 1999 sensationell ins Amt des Oberbürgermeister trug, hatte auch in der mangelnden Grünpflege ihre Wurzeln.
Für den bescheidenen Pflegestandard gab es Gründe. Seinerzeit hatte die Bundesregierung ihre Politik zur Beschäftigungsförderung geändert; Grün und Gruga brachen jene Arbeitskräfte weg, die über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen finanziert wurden. Der Eigenbetrieb vergab fortan mehr Aufträge an private Garten- und Landschaftsbauunternehmen.
Vier Millionen Euro bis 2013 einsparen
Dies lasse sich heute nicht wiederholen. Im Gegenteil: Die Politik hat auch Grün und Gruga zum Sparen verdonnert. Aufaddiert bis zum Jahr 2013 soll die Grünpflege vier Millionen Euro einsparen. Die Konsequenzen führte Schmidt-Knop jüngst dem zuständigen Fachausschuss des Stadtrates mit drastischen Bildern vor Augen. Die Entscheidungsträger nahmen es betroffen zur Kenntnis. Spielraum für Korrekturen bleibt ihnen kaum, sind die Einsparungen doch nur ein Baustein im Sparkonzept des Kämmerers.
Weil 80 Prozent der Aufwendungen bei Grün und Gruga unter der Kategorie Pflichtaufgabe fallen, ist die Zahl der Stellschrauben, an denen die Werkleitung drehen kann, überschaubar. Beispiele: Die Baumpflege an Straßen ist eine Pflichtaufgabe, da sie der Verkehrssicherheit dient. Der Bewuchs am Boden, „unterer Meter“ genannt, zählt nicht dazu. Im kommenden Jahr gibt es dafür noch Geld, dann laufen die Verträge mit Privatfirmen aus. Soll heißen: Nach 2011 werden nur noch Äste zurückgeschnitten oder - wenn nötig - Bäume gefällt.
Das Unterhalten von Aussichtsplätzen, Wetterschutzhäuschen oder Laufstrecken in den Wäldern zählt ebenfalls nicht zu den Pflichtaufgaben. Infrastruktur, die allein der Erholung dient, soll deshalb aufgegeben werden. Waldwege sollen nur noch so hergerichtet werden, dass sie schwere Forstmaschinen tragen können; ein grober Untergrund genügt. Darunter leiden dürften Jogger und Spaziergänger.
Auch bei der klassischen Waldwirtschaft, einer Pflichtaufgabe, sägt Grün und Gruga an den Kosten und sieht sich deshalb zukünftig häufiger zu Kahlschlägen gezwungen.
Niedrigere Standards
Jeden zehnten Spielplatz will der Betrieb aufgeben und den Pflegestandard in der Grünpflege insgesamt senken. Das gilt für repräsentative Stadtparks wie für weniger prächtige Grünanlagen. Die Bezirksvertretungen sollen mitreden. In den kommenden Wochen kommt es dort zum Schwur. Es wird anders. Besser wird es nicht.