Düsseldorf. .

Am Düsseldorfer Flughafen ist die Zahl der Landungen nach 23 Uhr drastisch gestiegen. Airport und Deutsche Flugsicherung erklären es vor allem damit, dass zu wenig Fluglotsen zur Verfügung stehen. Das Land fordert Konsequenzen.

Mit dem Starten und Landen größerer Flieger soll in Düsseldorf eigentlich um 22 Uhr Schluss sein. Verspätungen sind möglich – und rechtlich abgedeckt. Wenn etwa eine Airline Düsseldorf als „Wartungsschwerpunkt“ de­klariert hat, werden Landungen noch bis 24 Uhr toleriert. Ein Sprecher des NRW-Verkehrsministeriums stellte gestern ausdrücklich klar: „Wünschenswert sind solche Verspätungen nicht.“

Im Ministerium zeigt man sich auf NRZ-Nachfrage einigermaßen sauer über den Anstieg bei den Verspätungen nach 23 Uhr. Entsprechend zerknirscht zeigt man sich am Flughafen Düsseldorf. „Niemand hat ein Interesse an nächtlichen Verspätungen – wir auch nicht“, versicherte ein Airport-Sprecher. Dass ihre Zahl nach einem Rückgang im Vorjahr jetzt wieder so deutlich angestiegen ist, be-daure man sehr. „Es gibt aber auch Gründe dafür“, sagte der Sprecher und verwies etwa auf die Aschewolke zu Jahresbeginn oder Streiks wie jüngst in Frankreich. Ereignisse wie diese belasteten die Flugpläne.

Neue Lotsen noch nicht fertig ausgebildet

Hauptgrund für die Verspätungen ist aber wohl die angespannte Personalsituation bei den Fluglotsen, weil in der Vergangenheit zu wenig eingestellt wurden. Im bundesweiten Kontrollzentrum der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Langen bei Frankfurt fehlen Leute – u. a. ein halbes Dutzend Lotsen für die Betreuung des Flugraumes rund um Düsseldorf. „Wir hatten schon vor dem Start in die Sommerferien offen darauf hingewiesen, dass es da ein Problem gibt“, so DFS-Sprecher Michael Fuhrmann. Derzeit bemühe man sich den Engpass durch Überstunden und Verzicht auf Fortbildungen zu überbrücken. Zu­dem stelle man verstärkt neue Leute ein; diese stehen aber frühestens im Laufe des nächsten Jahres bereit. Bis da­hin könne es gerade im Winter noch einmal sehr eng werden, warnt Fuhrmann. Dann gibt es zwar weniger Flüge, erfahrungsgemäß aber auch mehr Krankmeldungen – und die würden die DFS angesichts der angespannten Personallage vor Probleme stellen. Die Folge: weitere Verspätungen.

Bei der Landesregierung hält sich das Verständnis in Grenzen: „Der Personalmangel bei der Flugsicherung ist ärgerlich“, so ein Sprecher des Verkehrsministeriums. Der Mangel sei absehbar gewesen, es handele sich um ein hausgemachtes Problem. Ebenso sei absehbar gewesen, dass sich der Luftverkehr nach der Wirtschaftskrise erhole, und mit der Zahl der Flugbewegungen steige naturgemäß auch das Risiko von Verspätungen.

Gebührenmodell für verspätete Landungen

„Alle Beteiligten müssen sich auf solche Dinge einstellen“, so der Ministeriumssprecher. Man erwarte verstärkte Gespräche mit den Fluggesellschaften. Der Sprecher erinnerte daran, dass die Landesregierung ein Gebührenmodell für Landungen zwischen 22 und 0 Uhr am Düsseldorfer Flughafen einführen will. Vorbild soll der Flughafen Hamburg sein. Entsprechendes hatten SPD und Grüne in ihrer Koalitionsvereinbarung verabredet. Mit den Geldbußen wolle man die „ökonomischen Vorteile aus gezielten Verstößen gegen Nachtflugregelungen abschöpfen“.

Laut der Initiative „Bürger gegen Fluglärm“ tragen Billigflieger wesentlich zum Anstieg der nächtlichen Verspätungen in Düsseldorf bei, was Flughafen und DFS zurückweisen. Zum Geschäftsmodell dieser Airlines gehört es, Maschinen möglichst oft zwischen zwei Zielen hin und her zu schicken, um Material und Personal optimal zu nutzen.