Mülheim. .
Der Innenminister des Landes, Ralf Jäger, bekommt erneut Post aus Mülheim. Diesmal schreibt der Bürgerverein Dümpten, der 480 Bürger vertritt und ein gravierendes Problem vor Ort beklagt: Es geht um einen aus seiner Sicht unzureichenden Streifendienst der Polizei, um zunehmende Zerstörungen, Einbrüche und Graffitis – und das alles ausgerechnet in dem Stadtteil, in dem auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zu Hause ist, in Dümpten.
„Wir beobachten die Probleme schon seit längerem, auf unseren Sitzungen und in Gesprächen mit den Bürger wurden wir immer wieder darauf angesprochen“, sagt der Vorsitzende des Bürgervereins, Bernd Lüllau, im Gespräch mit der WAZ. „Eine deutliche Verschlechterung von Sicherheit und Ordnung macht sich im Stadtteil bemerkbar.“ Viele Menschen machten sich zunehmend große Sorgen.
Polizeipräsenz soll mit Fusion der Präsidien Essen und Mülheim abgenommen haben
„Verbrechensbekämpfung, Aufklärung und Prävention beginnen vor Ort mit einer genügend großen Zahl an erfahrenen Polizisten und Material“, schreibt der Vorsitzende an den Minister. Wer hier spare, setzt Sicherheit und Ordnung aufs Spiel.“ In Dümpten haben die Menschen den Eindruck, dass nach der Fusion der Polizeipräsidien Essen und Mülheim am 1. Januar 2007 die polizeiliche Präsenz auf den Straßen abgenommen hat. Ein Vorwurf, der in den vergangenen Jahren in Mülheim an verschiedenen Stellen immer wieder mal erhoben wurde, dem die Polizei aber stets widersprach.
Der Bürgerverein macht andere Erfahrungen jenseits öffentlicher Verlautbarungen: „Sprechen wir mit Polizeibeamten in unserer Stadt, so hören wir regelmäßig, dass nach der Auflösung des Polizeipräsidiums Mülheim die Polizei in Mülheim gnadenlos unterbesetzt ist.“ Als Beispiel führt der Bürgerverein an: Zwei bis drei Streifenwagen für den operativen Dienst bei 168 000 Einwohnern – „das sollte zu denken geben“.
Zahl der Verbrechen gestiegen, Aufklärungsquote gesunken
Besorgt schauen sie in Dümpten auf die Aufklärungsquote bei Wohnungseinbruch, sie vergleichen die Zahlen vor der Polizeifusion mit der danach: Von über 20 Prozent Aufklärung sei die Quote auf 7,4 Prozent gesunken. Graffitis hätten überall zugenommen, in einigen Straßen sei die Zahl der Autoaufbrüche und Diebstähle spürbar gestiegen. „Wir haben den Eindruck, dass dies hier sogar bandenmäßig betrieben wird“, sagt Lüllau. Große Autoteile würden nachts abgeschraubt. Zerstörungen gebe es an Haltestellen, am Gemeindehaus. „Manchmal erfährt man auch erst im Gespräch, wo überall eingebrochen worden ist.“
Im Polizeipräsidium Essen nimmt man den Brief an den Innenminister etwas verschnupft zur Kenntnis: „Wir hätten es lieber gesehen, wenn der Bürgerverein direkt mit uns Kontakt aufgenommen hätte“, sagt Polizeisprecher Ulrich Faßbender. Die Sorgen nehme die Polizei sehr ernst, warnt aber davor, Zahlen zu vergleichen, die nur einen kurzen Zeitraum erfassen wie bei den Einbruchszahlen. „Das können Momentaufnahmen sein, die vielleicht durch eine Bande, die gerade in Mülheim unterwegs war, stark beeinflusst werden.“ Die Polizei bietet Gespräche an.