Verwaltungs- und Stabsfunktionen sollten durch die Fusion zusammenfasst und effektiver genutzt werden. Mehr Beamte sollten für die Sicherheit der Bürger vor Ort, auf der Straße, eingesetzt werden. Wie sieht es heute aus?

Das Thema Fusion, macht die Polizeipräsidentin von Essen und Mülheim klar, ist heute für die Polizei keins mehr: „Wir sind eine Behörde und betrachten uns auch so. Es gibt keine dienstlichen oder personellen Probleme,“ betont Stephania Fischer-Weinsziehr. „Wir hatten noch nie so viel Polizei wie jetzt in Mülheim“, ist sie überzeugt. Mit dem Umzug der Polizeidirektion Verkehr, die sich heute von der Von-Bock-Str. 50 aus um Verkehrsfragen in beiden Städten – wie Unfalluntersuchungen, Schwerlasttransporte oder Verkehrskontrollen – kümmert, sei mehr Polizei (uniformierte Beamte und Funkstreifenwagen) auf Mülheims Straßen unterwegs. Die Kontrolldichte sei dadurch höher geworden. Eine Polizeipräsenz, die übrigens nicht jedem Autofahrer gefalle.

Die Zahl der Polizeibeamtinnen und -beamten im Wach- und Wechseldienst ist laut Aussagen der Polizeiführung vor und nach der Fusion in etwa gleich hoch geblieben. Die insgesamt rund 150 Leute im Wach- und Wechseldienst verteilen sich auf den Bezirksdienst (20), den (zivilen) Einsatztrupp Kriminalität (12), die Wache an der Von-Bock-Straße (ca. 70), und die Wache Speldorf. Die 150 sind im Notfall nicht allein: „Wenn in Mülheim etwas Außergewöhnliches passieren sollte“, sagt die Polizeipräsidentin, „steht hier der ganze Apparat zur Verfügung“. Sechs Streifenwagen sind im Bereich der Polizeiinspektion Mülheim regelmäßig und rund um die Uhr unterwegs – genauso viele wie vor der Fusion. Sie können im Notfall von den angrenzenden Inspektionen auf Essener Gebiet unterstützt werden.

Je nachdem, von wo ein Notruf kommt, ist ein Wagen aus Essen sogar schneller am Einsatzort – zum Beispiel einer aus Essen-Borbeck an der Aktienstraße in Winkhausen. Sollte es längere personelle Engpässe im Wach- und Wechseldienst in einer der vier Polizei-Inspektionen Essen/Mülheim geben, können diese durch Personalverschiebungen aufgefangen werden, erklärt Polizeidirektor Peter Schreckenberg, der den Polizei-Leitungsstab leitet. Das geht, weil beide Städte sich eine Behörde teilen und nicht mehr eine fremde Behörde formal um Unterstützung gebeten werden muss. Auf „qualitative Präsenz“ setze die Polizeiführung heute, guckt auf Problembereiche, um dort ihr Personal zu verstärken. Regelmäßige Doppelstreifen aus Polizisten und Beamten des Ordnungsamtes gebe es in Mülheim erst seit der Fusion.

Kritik an der neuen Wachstruktur der Wache Speldorf habe „relativ schnell aufgehört, nachdem wir zugesagt haben, dass die Wache bleibt“, sagt Frau Fischer-Weinsziehr.

Die Einsatzzeiten werden bei der Polizei akribisch nachgehalten. Die Leitstelle im Präsidium in Essen (wo jeder landet, der den Notruf 110 wählt) bewertet die anfallenden Einsätze nach ihrer Dringlichkeit und Gefahr. Heißt es „Verkehrsunfall mit Verletzten“ oder „Täter am Ort“, dann sei man im Schnitt in sechs Minuten da – und mit diesem Wert sei Essen/Mülheim landesweit sehr gut aufgestellt, betont Schreckenberg.

Wenn es zu längeren Einsatzzeiten komme, handele es sich auch um Aufgaben, für die die Polizei nicht originär zuständig ist, die sich also nicht um die Verhütung oder Aufklärung von Straftaten oder die Verkehrsüberwachung drehen.

Dass Beamte, die neu in der Stadt sind, zuerst einmal Ortskenntnisse erwerben müssten, sei kein Thema, dass sich erst mit der Fusion ergeben habe, betont Wolfgang Schulte, Wachleiter an der Von-Bock-Straße. „Wir haben auch Kollegen aus Berlin hier, die sich erst einarbeiten mussten. Das wird durch Teamarbeit kompensiert – und nach drei Monaten sieht das dann ganz anders aus.“