Wenn Sicherheit ein Wert wäre, den man messen könnte, stünde Mülheim gut da. „Mülheim ist in Relation zu anderen Großstädten vergleichsweise sicher,” sagt Dirk Harder, stellvertretender Leiter der Polizeidirektion Gefahrenabwehr/Einsatz im Polizeipräsidium Essen/Mülheim.

Der Polizeioberrat verweist auf die Kriminalstatistik 2007, die alljährlich mit der so genannten „Kriminalitätshäufigkeitszahl” einen Faktor ermittelt, der sich gut zum Vergleich verschiedener Städte eignet.

Demnach gab es im vergangenen Jahr an der Ruhr 7814 Straftaten auf 100 000 Einwohner. Das klingt nur viel, solange man andere Zahlen nicht kennt: Nebenan in Essen kommt man auf 9538 Straftaten auf 100 000 Einwohner. Essen steht sehr gut da im Vergleich zur Landeshauptstadt Düsseldorf: Dort wurden sogar 12 893 Taten auf 100 000 Bürger gezählt. Fürs erste Halbjahr 2008 weiß Harder schon jetzt: „Die Kriminalität in Mülheim – auch die Straßenkriminalität – ist, im Vergleich zu 2007, rückläufig.” Er ergänzt, dass es in Mülheim keine besonderen Auffälligkeiten bei den Delikten gebe.

Wer das Opfer einer Straftat geworden ist, den trösten solche Zahlen nicht, das weiß auch die Polizei. Sie kann – wenn sie davon weiß – bestimmte Bereiche gezielter ins Auge fassen. „Mobile Wachen” suchen den Kontakt in den Stadtteilen, auch zu Bürgerveranstaltungen hat die Polizei in der Vergangenheit hochrangiges Personal geschickt. Angst und Unsicherheit der Bürger werden ernst genommen.

„In einer Großstadt muss man mit einem gewissen Grad mit Kriminalität rechnen,” räumt Wilfried Goldmann ein, Leiter des Kommissariats Vorbeugung. Der erfahrene Kriminalhauptkommissar weiß, dass vor allem bei Älteren das subjektive Sicherheitsgefühl häufig angekratzt ist. Manchmal reiche da schon das fremde Auto vor der Tür, um sich Sorgen zu machen. Da beruhigt auch die Statistik nicht, die besagt, dass jüngere Leute eher Opfer von Gewaltdelikten und Raubüberfällen werden können. „Wir wollen nichts verharmlosen, aber den Leuten die Angst nehmen,” sagt Goldmann. „Sicherheit für Senioren” ist eine regelmäßige Veranstaltung des Vorbeugungskommissariats, bei der etwa über Straftaten aufgeklärt wird, die Ältere besonders treffen können: Betrügereien an der Haustür wie der Zetteltrick, der Enkeltrick, der Wassertrick, der Trick, sich für einen „Mitarbeiter der Telekom” auszugeben – was eben gerade so Konjunktur hat bei den Ganoven. „Wir wollen Handlungssicherheit vermitteln,” betont Goldmann.

Das Sicherheitsgefühl etlicher Bürger scheint auch oft davon abzuhängen, wie viele Uniformierte sie auf der Straße sehen. Das Vorurteil, seit der Fusion mit Essen sei weniger Polizei in Mülheim eingesetzt, hält sich hartnäckig: „Es sind genauso viele Beamte im Streifendienst tätig, wie vor der Fusion,” betont Polizeioberrat Harder. Nämlich etwa 150 Männer und Frauen. Die verteilen sich auf den Wach- und Wechseldienst in der Wache Von-Bock-Straße und in Speldorf. Der Einsatztrupp zur Kriminalitätsbekämpfung arbeitet meist in Zivil. Die Bezirksdienststellen in den Stadtteilen Dümpten, Styrum, Heißen, Stadtmitte sind keine Wachen und deshalb nicht rund um die Uhr besetzt. Die Beamten dort, meist drei, vier pro Dienststelle, sollen vornehmlich auf den Straßen unterwegs, sicht- und ansprechbar sein. „Wer ein Problem in seinem Stadtteil hat, kann seine Bezirksdienstbeamten immer ansprechen,” sagt Harder. Die Polizei sei ja stets zu erreichen. Unter 110, wenn's dringend ist, und sonst helfe der Wachhabende in der Von-Bock-Straße weiter, der über die Nummer des Polizeipräsidiums in Essen anzuwählen sei: 0201/829-3481.

Die Einsatzreaktionszeiten – also, wie lange ein Streifenwagen braucht, bis er, vom Anruf eines Bürgers aus gerechnet, am Tatort eintrifft, werden von der Polizei akribisch nachgehalten und sind überprüfbar. Die Polizeieinsatzfahrzeuge rücken nicht erst aus, wenn der Notruf kommt, sondern sind normalerweise auf den Straßen unterwegs – auf Streife eben. Und wenn ein Einsatz in Selbeck nötig ist, dann ist „ein Wagen aus Essen-Rüttenscheid über die Autobahn möglicherweise viel schneller da, als wenn einer in der Innenstadt von Mülheim losfährt”, sagt Polizeisprecher Thomas Hemmelmann.

Es gibt Einsätze mit höherer Priorität, erklärt Oberrat Dirk Harder: „Wenn Verletzte Hilfe benötigen oder ein Täter noch am Tatort ist.” Häufen sich solche Fälle zur gleichen Zeit, kann man sich denken, dass ein Bürger, dessen Garage zugeparkt ist, möglicherweise ein paar Minuten länger auf die Beamten warten muss.